Der September

Taegliche Blogeintraege vom September 2013:

Der 1. September

Das war sie also, unsere Cross Country Tour von San Francisco nach New York. Heute gehts mit dem Flugzeug (1. Klasse!) in 6 Stunden den ganzen Weg der letzten 2 Wochen wieder zurueck. Erinnert etwas an unsere Velotour von Zuerich nach Amsterdam vor ein paar Jahren: Nach 2 Wochen radeln fuhren wir mit dem Zug in einer Nacht wieder zurueck... Sowohl das langsame wie auch das schnelle Fortbewegen hat halt seine Vor- und Nachteile.

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Der 2. September

Heute war ein interessanter Brief fuer mich in der Post. Ich dachte zuerst schon, meine Arbeitsbewilligung sei angekommen, weil er so serioes aussah. War aber was anderes: Ich wurde aufgerufen, meiner Buergerpflicht nachzugehen und dem Geschworenengericht teilzunehmen (jury service). Das Lustige daran: Als nicht-US-Buerger darf ich das gar nicht. Woher die meine Adresse aber NICHT meine Staatsbuergerschaft haben nimmt mich also schon wunder...

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Der 3. September

Juhuu, jetzt ist die Arbeitsbewilligung doch noch gekommen!

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Dafuer habe ich also $380 bezahlt. Jetzt darf ich damit eine Social Security Number holen gehen, dafuer werde ich mal noch einen Nachmittag opfern muessen...

Der 4. September

Am Montag war Labor Day, das ist hier ein Feiertag (Tag der Arbeit, so ne Art 1. Mai nur mit weniger Strassenschlachten), daher musste Mathias noch nicht wieder an die Uni. Gestern ging er brav arbeiten. Und heute? Heute macht er sich bereits wieder auf den Weg nach Europa... Vorhin haben wir noch kurz einen Cache bei der Uni geholt:

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Gute Reise meinem Lieblingsehemann, ich bin dann mal wieder ein paar Tage alleine...

Der 5. September

Und was macht man so, wenn man (oder eher frau) alleingelassen ist? Frustshoppen! Dabei hab ich was Interessantes entdeckt. Unterdessen wissen wir ja, dass hier alles "for your safety and convenience" (quasi "fuer deine Sicherheit und zu deiner Bequemlichkeit") geschieht. Das steht ueberall. For your safety and convenience soll man Kinder nicht auf den Schalter der Bank setzen. For your safety and convenience soll man seinen Einkaufswagen zurueckschieben. For your safety and convenience... Damit wird einem hier alles Unangenehme verkauft. Den Vogel abgeschossen haben aber die neuen Schilder:

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Sie haben in die Rollen der Einkaufswagen Sensoren eingebaut, die blockieren, wenn der Wagen zu weit vom Areal entfernt wird. Damit keine Penner (oder andere Leute) die Wagen klauen, natuerlich. Natuerlich? Nein! For your convenience! Fuer MEINE Bequemlichkeit! Ist das nicht furchtbar nett von denen?!?

Der 6. September

Da ich jetzt meine Arbeitsbewilligung habe, kann ich mir einen Job suchen. Yay! Um mit Kindern zu arbeiten, sind zwei Dinge wichtig: Nein, nicht meine Ausbildung. Ein Fingerprinting - ich muss meine Fingerabdruecke speichern lassen plus es wird gecheckt, ob ich kein Verbrecher, Paedophiler oder sonstiger Unmensch bin. Sowie ein TB-Test, Tuberkulose. Unabhaengig davon ob man dagegen geimpft ist oder nicht.

Das Fingerprinting war lustig. Das kann man in den meisten Copy-Shops (!?) oder Handy-Shops (!?) machen. Man geht da hin, fuellt ein Formular aus, der Mensch hinter dem Schalter holt ein schmuddeliges Geraet (wie die am Flughafen, nur aus dem letzten Jahrhundert - vermutlich kriegen die alten vom Flughafen hier eine zweite Chance), wischt einmal kurz mit seinem T-Shirt (!) drueber, das wird an den PC angehaent, dann tippt der Typ das soeben ausgefuellte Formular in den PC ein (?!) und dann darf man seine Finger auf den Apparat halten. Dafuer blecht man $60, die Fingerabdruecke werden dem FBI (!!) geschickt, und keine Ahnung wem sonst noch, datenschutztechnisch sicher einwandfrei..... Und nach 2-3 Wochen kriegt der Arbeitgeber dann eine Bestaetigung, dass man ein braver Erdenbuerger ist. Yay.

Nach dieser Erfahrung konnte der TB-Test ja nur spitze werden. OK, ich habs mir zugegebenermassen auch selber so ausgesucht. Statt zwei Mal zu unserem von der Krankenkasse zugewiesenen Arzt zu fahren (also 4x30min Weg, plus Kosten), fand ich es eine gute Idee, die Berkeley Free Clinic auszuprobieren. Das ist eine Hippieklinik, in der trainierte Freiwillige (oft Medizinstudis) abends Leute (oft Homeless) behandeln. Das Spektrum ist relativ klein: Sie bieten verschiedene Tests an (hauptsaechlich Geschlechtskrankheiten, Schwangerschaftstests, und eben Tuberkulose) und machen eine Dentalbehandlung. Trotz kleinem Spektrum eine super Sache fuer Penner und Leute ohne Geld. Und fuer Lumchens. Ich also mittendrin in dem Wartezimmer voller komischer Leute. Aber hey, gratis, nahe, praktische Zeit (abends)... dafuer nimmt man doch einiges auf sich. Der Test an sich war dann auch kein Problem und wurde professionell durchgefuehrt. Nur der Ort - es sah wirklich aus wie in einer Hippiebude - und die Formulare waren dann doch etwas speziell und nicht so, wie man sich eine Klinik vorstellt. Mein Highlight: Berkeley ist nunmal Berkeley. Auf den Formularen steht also bei Geschlecht nicht nur maennlich oder weiblich. Man darf auch transgender oder selbstdefiniert sein:

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Und das Beste: "Check ALL that apply", man kann also auch mehreres sein. Und man darf auch aussagen verweigern. Gotta love Berkeley!

Der 7. September

Es ist September. Endlich ist der Sommer auch in der San Francisco Gegend angekommen. Wie immer war Juli/August ja sehr neblig und recht kuehl (bzw. so wie immer ausser September, nur faellts einem schwerer wenn man weiss dass eigentlich Sommer waere), doch jetzt ist der Sommer da. Es ist sogar so warm, dass man das Fenster ueber Nacht offen lassen kann ohne am Morgen frueh zu erfrieren, das gibts hier selten. Ich bin am Morgen um 7 joggen gegangen und hab mich noch gefragt ob ich einen Pulli mitnehmen soll. Gluecklicherweise hatte ich mich dagegen entschieden, als die Sonne gegen halb acht ueber den Huegel kam wurde es schon fast heiss! Toptemperatur ist etwa 25 Grad, fuer Berkeley ist das nicht schlecht! Mal schauen, wie lange es anhaelt!

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Der 8. September

Heute war der alljaehrliche Solano Stroll, das ist so eine Mischung aus Gewerbeausstellung und Markt entlang der Solano Strasse. Alljaehrlich heisst, dass ich den tatsaechlich schon zum zweiten Mal miterlebe, das letzte Jahr waren wir auch schon. Wie doch die Zeit vergeht!

Eigentlich waere dieses Mal alles viel relaxter. Ich kenne die Umgebung, ich verstehe die Leute, sowohl von der Sprache her als auch vom Kulturkreis. Dennoch war ich etwas deprimiert, denn so ohne Mathias habe ich mich schon etwas alleine gefuehlt. Alleine unter ganz vielen Amerikanern. Sehr viele:

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OK, man siehts nicht wirklich gut. Aber es waren wirklich sehr viele!

Berkeley ist halt Berkeley. Hier gibts fuer alles und jeden eine Gruppe. Und die haben alle einen Stand. Und weil Berkeley halt Berkeley ist, kommt es durchaus vor, dass die Palestinian Rights Gruppe ihren Stand direkt neben der Judenvereinigung hat. Es hat hier Platz fuer jeden, und jeder hat seine Daseinsberechtigung. Uebrigens: Die Leute in diesen Gruppen sind ueberhaupt nicht zwangslaeufig Palaestinenser, Juden, Schotten (es gibt eine Gruppe fuer Schottische Volkstaenze) oder was auch immer. Man kann ja trotzdem fuer deren Rechte kaempfen oder deren Ansichten haben.

Lustig war ein Stand fuer Gleitschirmflieger, da stand auf einem Banner "Teaching people to fly since 1973". Gut dass ein riesiger Gleitschirm daneben hing, sonst haette man noch auf falsche Gedanken kommen koennen... Bei einem anderen Banner musste ich dann doch lachen. Da stand "Therapy for single payer". Da ich im Moment ohne Mathias ein "single Payer" bin, haette ich die Therapie wohl gut gebrauchen koennen...

Berkeley ist Berkeley, aber es ist halt doch noch USA. Daher gibt es bei so Spassanlaessen keinen Alkohol. Dafuer ganz viel Essen und Desserts. Und natuerlich gab es auch einen kleinen Rummel und verschiedene Bands. Eine der Buehnen war quasi vor unserer Haustuere, an der Ecke zwischen Solano und Kains, wer schon mal bei uns war kennt die Ecke:

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Hinter dem Foam Creations Shop kommt noch der YMCA und dann kommt bereits unsere Wohnung, also wirklich keine 50m entfernt! So hatte ich also den ganzen Tag ueber Musik. Nicht immer gute, aber immerhin. Uebrigens, wenn man sich umdreht sieht man noch das da:

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Ein Rummelpark direkt vor der Haustuer. Nice! Aber jetzt gehts erst mal nach Hause, und ihr duerft dreimal raten, wer sich gleich mit einem Bierchen auf den Balkon haengt.....

Der 9. September

War es das schon mit dem Sommer? Wir haben wieder neblige Morgen. Das sieht mehr nach Irland aus als nach Kalifornien:

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Aber immerhin sind wir noch in dem Stadium, in dem es am Nachmittag schoen und warm wird.

Und wie immer gibt es den Fog, der ueber der Bruecke haengt:

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Bis abends um ca. 6 kriecht der bis zu uns.

Der 10. September

Das Haus auf der anderen Strassenseite wird "umgebaut":

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Ich bin ja gespannt, wie sie weiter daran rumbloedeln. Oder vielleicht wird es auch abtransportiert..?

Der 11. September

Mathias hat mir erzaehlt, dass er mal wieder ueber das Thema Datenschutz und "ich habe nichts zu verbergen" diskutiert hat. Dieses Thema beschaeftigt mich. Schon vor ein paar Jahren, als ich bei der Piratenpartei mitgemischt habe, war mir dieses Thema ein Anliegen. Damals hat sich kein Schwein ueberhaupt fuer das Thema interessiert und “ich habe nichts zu verbergen” war die Standartantwort. Lustigerweise haben einige dieser Menschen, die das damals gesagt haben, gross aufgeschrien als die ganze NSA-Geschichte aufgetaucht ist. Und ich hab nur den Kopf geschuettelt und gedacht: "Echt jetzt?".

Offenbar gibt es aber immer noch genug Leute, die finden, sie haben nichts zu verbergen und daher sei Datenschutz nicht noetig. Ich habe mir daher ueberlegt, warum ich eigentlich fuer Datenschutz bin. Ich habe doch auch nichts zu verbergen? Ich bin doch ein guter, anstaendiger Mensch. Ich komme aus einer anstaendigen Familie, habe eine anstaendige Ausbildung gemacht, habe einen anstaendigen Mann, und ich laufe nur bei Gruen ueber die Strasse.

Habe ich nichts zu verbergen? DOCH! Absolut! Ich will nicht, dass mein ganzes Leben oeffentlich gemacht wird. Ich will nicht, dass ich 24/7 ueberwacht werde. Ich will nicht, dass ich auf dem Klo, im Schlafzimmer, oder auch sonst, die ganze Zeit gefilmt werde. Wie in Big Brother oder den ganzen anderen Reality-Sendungen. Warum nicht? Warum will ich das nicht? Ich bin doch wie gesagt ein anstaendiger Mensch, und schliesslich muessen alle anderen Menschen auch mal aufs Klo und die meisten Menschen hatten schon mal Sex oder in der Nase gebohrt. Warum also das Ganze nicht oeffentlich machen?

Weil "die Gesellschaft" nicht objektiv ist. Weil "die Gesellschaft" mich auslachen wuerde, wenn sie mich in peinlichen Situationen sehen wuerde, auch wenn alle einzelnen Mitglieder dieser "Gesellschaft" auch oft in solchen Situationen sind. "Die Gesellschaft" ist manipulierbar und vorschnell in ihren Schluessen. Beispiel? Ein Typ wird angeklagt, eine Frau vergewaltigt zu haben. Aufschrei in "der Gesellschaft", was fuer ein Arsch, am besten sofort steinigen. Ein paar Tage spaeter bringen neue Ermittlungen ans Licht: Die Frau wurde nicht vergewaltigt, sondern hat den Mann faelschlicherweise angeklagt. Erneuter Aufschrei durch "die Gesellschaft". Was fuer eine falsche Schlange! Steinigen sollte man sie! Schlussendlich wird die Geschichte aufgedeckt und vermutlich war die Sache voellig harmlos und beide gleichermassen beteiligt. Aber das interessiert unterdessen niemanden mehr. Wissen ist Macht! Nur wer alle Fakten beieinander hat, kann objektiv urteilen. (Aber auch dann ist man subjektiv vorgepraegt, aber das ist ein anderes Thema.) Warum also nicht alle Fakten offen legen, damit "die Gesellschaft" moeglichst objektiv urteilen kann? Ganz einfach: Weil es zu viele Fakten gibt. "Die Gesellschaft" waere voellig ueberflutet und koennte gar nicht mehr urteilen, wer jetzt wirklich Vergewaltiger, Kinderschaender oder einfach nur harmloser Buerger ist. Viel wichtiger ist jedoch: Das ist nicht das, was im Moment geschieht! Es werden nicht alle Fakten offen gelegt, nein, sie werden GESAMMELT, von "dem Staat", der eine Subgruppe der "Gesellschaft" ist! Warum ist eine Subgruppe legitimiert, ALLE Daten zu haben, waehrend der Rest "der Gesellschaft" Diese Daten nicht sehen darf?

Weil die Regierung damit gute Sachen macht? Bullshit. "Die Regierung" hat groesstenteils keine Ahnung. "Die Regierung" besteht aus digital ahnungslosen Holzkoepfen, die nicht zwischen einem Betriebssystem und einem Broswer unterscheiden koennen. Die sich unter einem Hackertool einen Hammer vorstellen. Die Fragen stellen wie "und was ist jetzt der Unterschied zwischen einem iPhone und einem Smartphone?". (Uebrigens: Wer sich in diesen drei Punkten selber nicht auskennt, sollte keine Berechtigung erhalten, Aussagen ueber Datenschutz zu machen...) Und diese Subgruppe der "Gesellschaft" darf entscheiden, mit welchen Mitteln und inwiefern unsere Daten ermittelt und gesammelt werden duerfen? Also bitte.

Zudem, wer garantiert mir, dass in "der Regierung" alles anstaendige Buerger sind? (Juengstes Beispiel: England laesst Filter einbauen, die angeblich "Pornografie" (nach welcher Definition auch immer) blockieren. Und schwupps stellt sich raus: Da wird auch noch ganz anderes geblockt! Und diese Leute sollen wir ernst nehmen, diesen Leuten sollen wir vertrauen? http://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/article118535130/Porno-Filter-in-England-blockiert-mehr-als-nur-Sex.html) Es gibt immer Leute, die sich fuer Geld kaufen lassen. Es soll mal einen Typen gegeben haben, der habe Bankdaten aus dem Liechtenstein an Deutschland (uebrigens an "die Regierung"!!) verkauft hat. Fuer ein paar Millionen. Wer garantiert mir, dass das in "der Regierung" keiner macht? Dass meine Daten da sicher sind? Dass keine Hacker dran kommen und sie den falschen Leuten weitergeben?

Ach es gibt keine "falschen Leute"? Kleines Beispiel: Ich fahre fuer vier Wochen in den Urlaub. Ich erzaehle das meiner Familie und meinen Nachbarn. Alles anstaendige Buerger! Meine Schwester (das nehm ich als Beispiel weil ich keine Schwester habe) trifft sich mit ein paar Kollegen. Einer davon kennt mich auch und fragt sie, wie es mir geht. Meine Schwester sagt, es gehe mir super, ich sei fuer 4 Wochen im Urlaub, da kanns einem ja nicht schlecht gehen. Die anderen Kollegen hoeren das auch, und es braucht nur einen, der einen Kumpel hat, der einen kennt der gerne gebrauchte Multimediageraete verkauft, und schwupps, wenn ich nach Hause komme ist meine Bude ausgeraeumt. Aber hey, ich hatte doch nichts zu verbergen!

Aber nein, "die Regierung" ist ja gut und nicht boese, die wird meine Daten sicher fuer sich behalten. OK, aber was ist mit den ganzen Unternehmen, die meine Daten sammeln? Macht die Migros die Cumuluskarte nur, weil sie so gute Menschen sind und uns gerne 1% unseres Geldes zurueckgeben wollen? Nein, weil dann waeren einfach alle Artikel billiger. Nein, die Migros (und alle anderen Supermaerkte mit so Kundenkarten) nutzen unsere Daten. Und jetzt kommt wieder das Todschlagargument "ich habe nicht zu verbergen, was ich einkaufe!". Ja ja, als ich letztes Mal in der Migros war hatten die noch kein Erotiksortiment. Warum ist es dann trotzdem problematisch, dass die Laeden alle unsere Daten haben? Es gibt zwei Gruende.

Einzelne Sachen, die ich kaufe, sagen zwar in der Tat nicht viel ueber mich aus. Aber auf Dauer, und mit statistischen Berechnungen, koennen sehr genaue Annahmen zu den einzelnen Kunden getroffen werden. Ein Beispiel was letzthin in Amerika die Runde gemacht hat: Frauen bekamen Windelgutscheine, bevor sie ueberhaupt Kinder hatten. Warum? Weil die Laeden sehr schnell gemerkt haben, welche Frauen schwanger waren. Nur aufgrund der Artikel, die sie gekauft hatten. Und zwar relativ schnell. Die ganze Geschichte gibts hier: http://www.forbes.com/sites/kashmirhill/2012/02/16/how-target-figured-out-a-teen-girl-was-pregnant-before-her-father-did/. Laeden wissen also viel mehr ueber uns, als wir annehmen! Und bei Schwangerschaften mag das ja egal sein, aber was ist mit Krankheiten und so? Ich bin froh wenn meine Krankheiten nicht die ganze Welt kennt, und das sind noch nicht mal Geschlechtskrankheiten...

Der zweite Grund, warum die Datensammelwut der Firmen problematisch ist: Wie gesagt, "die Gesellschaft" ist nicht objektiv. Menschen haben Muehe mit grossen Zahlen und Wahrscheinlichkeiten umzugehen. Und mit Muehe meine ich nicht rechnerisch, sondern sich vorzustellen. Zum Beispiel: Regenwahrscheinlichkeit 30% toent nach sehr wenig. Aber: An einem von 3 Tagen mit Regenwahrscheinlichkeit 30% regnet es! Das ist doch eigentlich viel! OK, an 3 von 10 Tagen natuerlich. Aber es geht nicht um kleine Abweichungen sondern ums Grosse, man kann sich das einfach schlecht vorstellen. Wir sind nicht gemacht dafuer! Beispiele sind auch Aussagen wie "ich hatte so ein Gefuehl, und tatsaechlich war es dann so". "So ein Gefuehl" hat man andauernd, aber nur wenn es anschliessend auch tatsaechlich eintrifft, merkt man es sich! "Die Gesellschaft" kann also mit grossen Zahlen und Wahrscheinlichkeiten nicht umgehen. Ich mache also meine selbstgewaehlten Einkaeufe. Und dann findet die Marktforschung heraus, dass alle anderen, die die gleichen Einkaeufe wie ich gemacht haben, noch Produkt C gekauft haben, nicht aber Produkt F. Und schwupps bin ich der seltsame, der von der Masse abweicht, und das machen wir Menschen absolut nicht gerne. Wir sind Herdentiere und wollen gerne so sein wie die anderen. Wers nicht glaubt: http://de.wikipedia.org/wiki/Konformit%C3%A4tsexperiment_von_Asch und https://www.youtube.com/watch?v=TYIh4MkcfJA - ist das erschreckend oder ist das erschreckend? Spannend ist, dass sobald die Leute die Antwort nicht SAGEN muessen sondern AUFSCHREIBEN duerfen, sie sich viel weniger anpassen und ihre eigene Meinung vertreten. Daher: Schuetzt die Daten!

Fazit: Wir wissen nicht genau, wem wir unsere Daten anvertrauen. "Der Regierung"? Wer ist das, und wer wird das in Zukunft sein? Den Firmen? "Der Gesellschaft"? Woher wissen wir, dass es die Guten sind, nicht die Boesen? Woher wissen wir, dass sie fuer immer die Guten bleiben und nicht irgendwann boese werden? Das uns bekannteste Beispiel fuer Regierungswandel ist noch immer Nazideutschland (auch wenn das genauso ein Todschlagargument ist wie "ich habe nichts zu verbergen"). Wir haben also viele Nachteile und ein grosses Risiko, wenn wir unsere Daten preisgeben. Die Frage ist einzig noch: Gewinnen wir etwas dabei? Sicherheit? Ach was. Eine etwas hoehere Aufklaerungsrate bei Verbrechen? Vielleicht ein bisschen. Und selbst wenn: Dann sind die Verbrechen schon passiert. Zur Praevention wird mit Ueberwachung nicht beigetragen, das hat sich in London zum Beispiel gezeigt. Fuer mich ist klar: Ich habe etwas zu verbergen, aber noch viel wichtiger: Ich habe etwas zu verlieren. Daher kaempfe ich fuer den Erhalt des Datenschutzes.

Disclaimer: Das ist meine persoenliche Meinung, sie ist weder vollstaendig noch lange durchdacht, es ist gerade morgens um halb 3 und ich konnte nicht schlafen, weil mir die Frage im Kopf herumgespukt ist. Ich hoere mir gerne weitere Argumente - fuer beide Seiten - an, denn nur wenn man sich Argumente anhoert und Fakten sammelt und reflektiert, kann man sich eine objektive Meinung bilden. Oder aber ich schliesse mich einfach der Masse an und sage "ich habe nichts zu verbergen"... Aber nein, noch habe ich nicht resigniert!

Uebrigens: Nein, es ist ueberhaupt nicht hypokritisch diese Ueberlegung auf einem Blog, in welchem ich taeglich Informationen ueber mich preisgebe, zu veroeffentlichen. Der Unterschied ist naemlich folgender: Ich entscheide hier in meinem Blog ganz alleine und jedes Mal neu, was ich veroeffentlichen will. Und nicht: Jemand stellt mich (und alle anderen Buerger) unter Generalverdacht und bespitzelt einfach mal alle! Jemand hat mal gesagt das sei wie der Unterschied zwischen einvernehmlichem Geschlechtsverkehr und einer Vergewaltigung - ich finde das sehr anschaulich.

Ach ja... Spannend dass dieser Blogpost auf den 11. Septemer gefallen ist. Das war nicht geplant, ist aber irgendwie bezeichnend. Ueber das ganze Security-Theater an Flughaefen koennte ich auch einmal einen Blogpost schreiben... Aber ja, Hauptsache "die Regierung" verkaufts "der Gesellschaft" als "boooah damit wird alles viel sicherer" und "for your safety and convenience".

And now to something completely different, meinem Bild des Tages:

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Lecker Mango mit selbstgemachtem Joghurt. Ich werde langsam zum Hippie hier in Berkeley!

Haha ich wollte grad schlafen gehen, da hat ein Kollege noch das da gepostet: https://www.eff.org/deeplinks/2013/09/government-releases-nsa-surveillance-docs-and-previously-secret-fisa-court. Zitat: "[I]ntelligence officials said today that no one at the NSA fully understood how its own surveillance system worked at the time so they could not adequately explain it to the court." Ah ja daaaann ist das ja alles gar kein Problem, wenn die selber gar nicht wissen was sie machen.

Der 12. September

An unserem Nachbarhaus sind sie immer noch beschaeftigt. Das Raetsel hat sich wohl geloest: Mathias meint, die erneuern den Termitenschutz. Wir werden sehen wie es sich weiter entwickelt! Nur mit dem Presslufthaemmern morgens um 7 koennten sie gerne wieder aufhoeren.

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Ganz rechts, dort wo die Eingangstuere ist, sitzt uebrigens ein Typ unter dem Haus und buddelt. Sachen gibts.

Der 13. September

Mit den Kiddies hab ich heute ein Spiel mit 2 Teams gespielt. Ich war das indische Team. Damit es authentisch ist, bekam ich einen Sticker auf die Stirn. Womit ich nicht gerechnet hatte, war, dass der Sticker Katzenform hat! Ich war dann das Team "Indian Cats".

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Am Nachmittag kam Conny an. Wir sind zu "unserem" Aussichtspunkt gefahren:

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Anschliessen haben wir Berkeley besichtigt und sind dann mit Mathias essen gegangen. Danach hats noch fuer einen Drink gereicht, dann hatte Conny lange genug durchgehalten, um schlafen gehen zu duerfen...

Der 14. September

Heute haben wir mit Conny San Francisco unsicher gemacht. Er hat sich sehr aufs Cable Car Fahren gefreut, also haben wir uns eine Tageskarte gekauft und sind hin und her gefahren.

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Ein paar andere Touri-Dinger haben wir uns auch angeschaut, haben Clam Chowder gegessen, sind durch Chinatown geschlendert, haben dort Znacht gegessen, und anschliessend sind wir zurueck nach Albany gefahren und haben den Tag mit einem Pub Crawl abgeschlossen. Das war auch fuer Mathias und mich wie ein Tag Urlaub!

Der 15. September

Heute sind wir nach Oakland gefahren, um etwas wandern zu gehen. Das Wetter war traumhaft und die Redwoods waren wie immer sehr eindruecklich. Nach etwa 10km (und 19 Caches nebenher) hatten wir uns ein obligates Znacht im Steakhouse verdient!

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Der 16. September

Ich hab noch eine verspaetete Geburtstagskarte bekommen:

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Der 17. September

Heute haben wir seit langem wieder mal Tennis gespielt, dafuer so lange, bis der Mond uns zugeguckt hat!

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Der 18. September

Ich habe zwei Glaeser gekauft, z.B. um Joghurt zu machen. Beim oeffnen hab ich dann gemerkt, dass der Deckel aus zwei Teilen besteht. Dies erschien uns irgendwie seltsam, und wir fragen uns: Hat das irgend einen bestimmten Grund? Fuer Antworten und Loesungen bin ich dankbar!

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Loesung: Wahrscheinlich ist der Grund, dass sich der Deckel so einfacher loesen laesst. Interessant!

Der 19. September

Ich habe heute mal wieder einen Ted-Talk geschaut. Diesmal zum Thema Moral in der Tierwelt. Forscher haben getestet, ob (Saeuge-)Tiere Verhaltensweisen wie Empathie, Kooperation und Fairness aufweisen. Die Ergebnisse sind voellig faszinierend!

https://youtu.be/GcJxRqTs5nk

Der Talk ist zwar in Englisch, aber auch fuer die nicht-englischsprachigen lohnen sich die 17 Minuten, die Ausschnitte aus den Experimentaufzeichnungen mit den Tieren sind mehr oder weniger selbsterklaerend. Wer keine 17 Minuten Zeit hat, soll diesen kurzen Ausschnitt schauen:

https://youtu.be/n_9RjDqJ7Zs

Zwei Affen bekommen ein Stueck Gurke und sind damit voellig gluecklich. Bekommt aber EINER der beiden eine Traube, verschmaeht der ANDERE sein Gurkenstueck und geraet voellig aus dem Haeuschen. Ganz genial!

Der 20. September

Sonnenuntergang......

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...uuund Nacht.

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So, langsam habe ich genug, die ganzen Elternabende duerften langsam ein Ende haben. Abends babysitten ist anstrengend... Zum Glueck ist jetzt Wochenende!

Der 21. September

Heute machen wir nichtstu-Tag, das hat sich Mathias gewuenscht und das haben wir uns auch verdient. Und es trifft sich gut, denn heute hat es, man glaubt es kaum, stundenlang in Stroemen geregnet!

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Das haben wir seit wir hier wohnen, also seit 13 Monaten, nie erlebt. Am Nachmittag war dann der Spuk wieder vorbei und die Sonne war zurueck!

Nach einem ganzen Tag Nichtstun haben wir dann beschlossen, doch noch nach San Francisco zu fahren, denn dort trafen sich ein paar Leute aus der Green Tortoise Reisegruppe zu einem Abschiedsznacht. Ein paar Leute haben naemlich nach der Nord-Tour, die wir gemacht hatten, noch die Sued-Tour zurueck angehaengt, und sind gestern wieder in San Francisco angekommen. Wir trafen uns also mit ihnen zum Znacht und haben uns angehoert, was wir auf der Sued-Tour alles verpasst haben, und haben noch ein bisschen die Nord-Tour reflektiert.

Anschliessend sind wir ueber die neue Bay-Bridge wieder nach Hause gefahren, und da das Navi noch nicht updatet ist schaut es aus als ob wir uebers Wasser fahren!

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Der 22. September

Heute durfte ich mein Geburtstagsgeschenk von Mathias einloesen: Eine Bay Cruise!

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Die Cruise war super, es gab leckeres Abendessen und feine Cookies mit Kaffee. Einzig bei den Cocktails haben sie sich etwas vertan: Zwei Cocktails bestellt, zwei voellig andere (und leider nicht wirklich leckere) bekommen. Der eine mega suess, der andere sauer und salzig... Gemischt gehts!

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Auch Mathias hat es gefallen!

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Das Beste war der Sonnenuntergang hinter San Francisco, mit Blick auf Bay Bridge und Golden Gate Bridge... Jetzt geht es wieder auf den Heimweg! Danke Mathias!

Der 23. September

Meine Mutter meint, wir gehen oft auswaerts essen. Nun ja, das stimmt so halb, aus Schweizer Sicht mag das so sein, aus Amerikanischer Sicht gehen wir sehr selten essen. Als Beweis, dass wir durchaus auch selber kochen:

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Der 24. September

Conny hat sich zu Mathias' Lieblingsgast gemausert:

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Danke Conny! Mjammmmmm...

Der 25. September

Pradels kommen zum Znacht. Da wir dieses Jahr Halloween verpassen werden, haben wir etwas verfruehte Halloween-Cupcackes gemacht:

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Der 26. September

Ich komme nicht wirklich draus was die im Nachbarshaus am basteln sind. Erst haben sie unter dem Haus ein Loch gegraben, dann haben sie die Waende und das Dach entfernt, und anschliessend haben sie die Dachbalken auch noch entfernt (wobei Balken das falsche Wort ist, sind eher Latten...).

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Sehr seltsam. Es kann doch nicht sein, dass das einfacher ist in dieser Reihenfolge... Warum haben sie nicht zuerst alles entfernt und dann gebuddelt? Unsere momentane Vermutung ist, dass sie erst dachten, sie koennten vieles dran lassen, und dann gemerkt haben, was alles am Zerfallen ist und was sie doch noch ersetzen muessen. Vielleicht stimmt das aber auch nicht, man darf weiterhin gespannt sein...

Der 27. September

Heute war ein absolut genialer Tag. Zumindest der Abend. Der Tag war noch normal, Mathias und ich waren beide arbeiten. Aber der Abend war super. Wir waren naemlich auf einem Groenemeyer-Konzert. Aber alles von vorne: Die Daycare-Leiterin hatte mir am Dienstag erzaehlt, dass sie am Freitag an ein Groenemeyer-Konzert geht. Da war ich erst mal baff - ich wusste nicht, dass Groeni nach San Francisco kommt, wieso sollte ich auch, wieso sollte er auch... Als ich nach dem arbeiten nach Hause kam, schaute ich nach, und sah, dass es sogar noch Tickets gibt. Also gleich Mathias gefragt und Tickets gekauft!

Heute sind wir dann also um sieben nach San Francisco gefahren. Die Situation war so genial surreal. Wir standen in der Einlass-Schlange, und rund um uns herum waren Deutsche! Mitten in einem Club in San Francisco! Alles voller Deutsche! Voellig abstrus. Und wir mitten drin!

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Im Club selber das gleiche Spiel. Ueberall wurde Deutsch gesprochen. Die paar wenigen Amis die da waren waren grossmehrheitlich Anhaengsel...

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Die "Vorband" war ein unbekannter junger Amerikaner. Kein Mensch hat sich um ihn geschert, alle waren am Plaudern. Viele haben sich hier wohl nach laengerer Zeit mal wieder getroffen. Rundherum alles Deutsche, alle ganz aufgeregt... Das war echt witzig. Schon nur diese Situation war es wert, hier zu sein. Aber natuerlich sollte es noch besser kommen, wenn Groenemeyer dann auch da ist!

Die Altersdurchmischung war ebenfalls skurril. Wir waren bei den juengsten, unter dreissig jaehrige hatte es praktisch keine. Die meisten waren so zwischen 40 und 60, und alle hatten sich chic gemacht fuer den "deutschen Abend"... Ich habe mich gefragt, wie das wohl fuer das Bar-Personal war. Die mussten sich echt gefragt haben, was los ist, wenn da so alles voller Deutsche ist...

In Deutschland (und der Schweiz und Oesterreich) fuellt Groenemeyer problemlos ganze Stadien. Hier in Amerika kennt ihn keiner, und das, obwohl Groenemeyer seit Jahren oder Jahrzehnten seine Lieder auch auf Englisch singt. Im angelsaechsischen Raum kommt er einfach nicht so gut an... Ich finde auch, dass seine Lieder auf Englisch etwas verlieren. Und Mathias hat zu Recht gesagt, die Amis stehen halt einfach nicht auf deutsche Schwermut... Ich habe keine Ahnung, warum es Groeni trotzdem hier versucht, aber schlussendlich kann es mir egal sein - Hauptsache, er war hier! Und ich und etwa 300 deutsche Expats hatten einen klasse Abend.

Es standen also alle aufgeregt herum und schwatzten, bis es dann endlich losging und der Herbert die Buehne betrat. Danach gingen die Deutschen aber ab! Am Anfang hat er hauptsaechlich englische Lieder gesungen, aber immer mal wieder einen deutschen Abschnitt eingeworfen. Und die Leute haben das begeistert aufgenommen und mitgesungen. Und gegen Ende der Show hat er mehrere seiner deutschen Klassiker gebracht, und der Saal war am toben! Und ich mittendrin, etwa in der 15ten Reihe, im Hallenstadion waere das undenkbar gewesen... Ich habe fleissig mitgegroehlt und geklatscht, und Mathias stand daneben und fragte sich ein bisschen, wo er hier hineingeraten war, aber die Stimmung war so genial, dass auch er glaub einen schoenen Abend hatte.

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Da man keine Fotoapparate mitbringen durfte, haben wir leider nur ein paar schlechte Handyfotos. Hier gibts dafuer noch ein Video, welches jemand online gestellt hat:

https://youtu.be/mIE0FX1sAzI

Man sieht hier sehr schoen, wie Herbie zwischen Deutsch und Englisch abgewechselt hat. Man sieht aber auch sehr schoen, wie das Publikum gnadenlos Deutsch mitsingt, egal was Groeni macht. Das war schon sehr spektakulaer und irgendwie schoen, wie er so ein treues Publikum hat, sogar hier in San Francisco. Ich denke nicht, dass er auf Englisch gross Erfolg haben wird, aber auf Deutsch ist die Faszination Groenemeyer ungebrochen. Und alle deutschen Expats werden ihm dankbar sein fuer diesen genialen Abend. Und ich ebenfalls!

Der 28. September

Heute wurden wir von ein paar Chinesen, die mit Mathias zusammenarbeiten, zu einem BBQ (barbecue, also grillen) eingeladen. Das war mal wieder eine sehr seltsame Erfahrung, denn ausser uns waren nur Chinesen da und die konnten nicht alle gut Englisch. Aber als alle 2 Bier getrunken hatten tauten sie auf und plauderten wie wild, und es wurde ein ganz spannender Nachmittag. Das Essen war zudem superlecker, Mathias kostete diverse Spiesschen, ich bekam extra Vegifood, naemlich gegrillte Peperoni sowie gegrillten Schnittlauch. Und eine Glace!

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Der 29. September

Kafisatz (oder eher Kaffeeschaum) lesen:

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Ich finde, es ist ein Hubschrauber. Mathias meint, ein Helikopter. Was meinst du?

Der 30. September

Heute mal wieder interessante Wetterstimmung beim Sonnenuntergang:

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Ach, Berkeley...

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