Ausblick ins 2014

Man sagt, dass eine Auswanderung emotionale Wellen mit sich bringt. Man startet (hoffentlich) in einem Hoch, wenn man die ganze Sache plant (falls das nicht der Fall ist, sollte man sich die Sache vielleicht noch einmal ueberlegen...), und faellt dann in ein Tief, wenn der Abschied von der Heimat, den Freunden und der Familie naht. Dann folgt die Anfangszeit mit einem Hoch, weil man sich wie im Urlaub fuehlt und neugierig die neue Umgebung erkundet. Wenn dann der Alltag einkehrt, faellt man wieder in ein Tief, weil einem nun ploetzlich der gewohnte Alltag, der alte Job, die Freunde und die Familie fehlen, und am neuen Ort alles anders und schwierig ist. Dann klimatisiert man sich langsam an, und kommt wieder in ein Hoch. Geht es dann wieder zurueck oder anderswo hin, kommt wieder das Tief des Abschieds und das Hoch durch die Vorfreude aufs Zuhause oder den neuen Ort. Falls man nach Hause zurueck geht, soll man nicht ueberrascht sein, wenn auch da trotz Rueckkehrfreude ein Tief auf einen wartet. Denn nach einer Weile im Ausland koenne auch Zuhause ein Kulturschock lauern. Natuerlich gilt dieser Ablauf nicht fuer alle gleich, aber ein aehnliches Muster ist dennoch oft zu erkennen.

Bei uns war es natuerlich etwas anders. Die Ankunft war keinesfalls rosig und ferienhaft, sondern eher ein Albtraum. Danach wurde es nur langsam besser. Den Heimurlaub vor einem Jahr hatten wir bitter noetig, um Ende Januar noch einmal einen Neuanfang zu wagen im neuen Land. Der zweite Anlauf gelang deutlich besser, und unterdessen haben wir uns gut eingelebt, aber dennoch: Als mich mein Sitznachbar im Flugzeug gefragt hatte, ob ich "heim" oder "besuchen" gehe, hatte ich spontan mit "heim" geantwortet und erst danach gemerkt, dass das ja nur so halb stimmt. Fuer mich ist das Zuhause immer noch die Schweiz.

Wir sind nun zum dritten mal wieder zu Besuch, und von Kulturschock kann keine Rede sein. Natuerlich gibt es Dinge, die mir ploetzlich negativer auffallen als frueher: Schweizer sind eher in sich gekehrt als die Kalifornier, man plaudert nicht unbedingt mit fremden Leuten. Die Steuerjungs haben ihre Sache auch in der Schweiz absolut nicht im Griff. Das schweizer Fernsehen ist unterirdisch schlecht. Dinge in Laeden oder Restaurants sind ziemlich teuer. (Frueher fand ich die USA billig... So aendert sich die Ansicht!) An Sonntagen sind die Staedte so leeeeer! Alle Laeden haben zu! Parkplaetze zu finden ist ziemlich schwierig, man kann nicht einfach ueberall am Strassenrand parkieren. Man kann sich nicht anziehen, wie man will, ohne nicht schraeg angeschaut zu werden. Man muss mehr soziale Regeln einhalten. ("Das macht man doch nicht!" und so.) Aber alles in allem gefaellt es mir nach wie vor gut in der Schweiz, ich hatte also keinen reverse culture shock. Ich denke auch nicht, dass ich Probleme haette, mich hier wieder einzugliedern, aber das weiss man natuerlich nicht, bevor mans ausprobiert. In naechster Zeit wird das jedoch eher nicht der Fall sein.

Gestern hatte ich also etwas in Nostalgie geschwelgt und bin durch ein weihnachtlich beleuchtetes Aarau geschlendert. Hach! Schon schoen. Etwas war neu: der Busbahnhof! Da hat sich ein Architekt ganz schoen austoben duerfen.

image01

Lustig sind auch die zusammenklappbaren Stuehle... Leider hats geregnet, da wollte ich sie dann doch nicht ausprobieren.

image02

Nun also noch einen kurzen Ausblick nach vorne. Was kommt naechstes Jahr auf uns zu? Am 8. Januar fliegen wir zurueck in die USA. Einerseits muss Mathias sich weiterhin brav bewerben und hoffentlich dann einige Interviews absolvieren, und andererseits wollen wir noch ein bisschen die Welt sehen! So ist fuer Ende Januar ein Kurztrip nach New York geplant, und fuer Anfang Februar eine Kreuzfahrt nach Hawaii. Muss schon sein, so nahe werden wir moeglicherweise nie mehr wohnen! Danach ist Mathias dann hoffentlich mit Interviews beschaeftigt, und ich, ja, was werde ich machen? Meine Fernstudiumsplaene (...man erinnert sich...) sind etwas in den Hintergrund gerueckt vor lauter Reisen und Arbeiten. Vielleicht nehme ich sie wieder vermehrt auf. Dann sollte ich noch ein bisschen Englisch lernen solange ich da bin, und wahrscheinlich werde ich auch noch weiterhin mit den Kiddies arbeiten, da das Spass macht und ich das nachher wahrscheinlich eher nicht mehr machen werde. Wir hoffen auch, dass uns (mein) Bruederchen und (sein) Schwesterchen mal noch besuchen werden, und vielleicht auch sonst noch ein paar Leute - bisher waren ja doch schon einige da! Und so wird es im Nu Sommer sein.

Auf Ende Juli haben wir mal unseren Rueckflug in die Schweiz gebucht. (Wir buchen ja immer Hin- und Rueckflug, und das ist der Rueckflug fuer den Hinflug vom 8. Januar.) Je nachdem werden wir vorher noch etwas Zeit zum Reisen haben. Das haengt auch ein bisschen davon ab, wohin es uns anschliessend verschlaegt. Die momentane Idee ist, dass wir Ende Juli wieder fuer ein paar Tage/Wochen in die Schweiz kommen, um danach am neuen Ort zu starten. Falls dieser neue Ort aber wieder in den USA sein sollte (die Chancen dafuer sind wahrscheinlich etwa 3/4...), machen wir eventuell vorher oder nachher einen Roadtrip dort hin... Falls wir nach Europa zurueck kommen, wird Ende Juli wohl der grosse Umzug sein. Aber das ist alles noch ein bisschen viel Spekulation, das wird sich alles erst zeigen, wenn wir wissen, wie es weiter gehen wird. Und das wird nicht vor April sein, moeglicherweise auch noch spaeter...

Schon irgendwie lustig, wie das Leben spielt. Ich erinnere mich, wie es mich im Gymi genervt hat, ueber die San Andreas Verwerfung zu lernen, die doch "am anderen Ende der Welt" ist. Und jetzt lebe ich direkt darauf. Mein Zukunftsvorstellung war immer: ein kleines Haeuschen in der Gegend um Aarau rum, ein Mann, ein paar Kinder, ganz normal halt... Ich dachte nie, dass ICH diejenige sein werde, die in Kalifornien wohnt, um die Welt jettet und im Januar noch nicht weiss, wohin sie im Juli ziehen wird. Aber ich bin schliesslich nicht mehr die Gleiche wie vor 15 Jahren. Man entwickelt sich, lernt, ueberdenkt. Man ist nur einmal jung, und Mathias muss JETZT austesten, wie weit er akademisch kommen kann. JETZT ist der Moment, um auszuprobieren, zu reisen, alles zu geben. Dann wird abgerechnet, wir schauen wie weit es reicht, und dann koennen wir uns entscheiden. Wenn wir das jetzt nicht ausprobieren, dann waeren die zwei Jahre Berkeley ziemlich sinnlos gewesen. Wir schauen jetzt, wie weit er gehen kann, und dann machen wir Kassensturz und entscheiden. Und ja, ich schreibe absichtlich "wir". Ich werde ab und zu gefragt, wie das fuer mich ist, meinem Mann hinterher zu reisen. Das ist Bloedsinn, denn es ist klar: Wir reisen zusammen. Ich bestimme mit. Ich habe Vetorecht. Und es ist fuer mich voellig klar, dass, weil JETZT der Moment fuer Mathias ist, seine Karriere auszuloten, ich ihn selbstverstaendlich dabei unterstuetze. Natuerlich ist die Ungewissheit nicht ganz einfach, auch fuer ihn nicht. Aber da muss man durch! Wir sind gespannt, was das 2014 uns bringen wird!

Heute waren wir uebrigens noch mit Alex und Julia bei Jacky und Juerg zu Besuch. Es war schoen, alle wieder mal zu sehen! Gemeinsames Sushi-Vorbereiten macht Spass, und wir haben auch einiges gelernt, zum Beispiel dass man den Reis foehnen soll:

image03

Das Endergebnis sah genial aus! Mjamm!

image04

Und am Schluss hats noch fuer ein paar Spiele gereicht.

image05

Es war schoen, euch alle wieder einmal zu sehen, und ich wuensche euch einen guten Rutsch und nur das Beste fuers 2014!

links

social