Der Roadtrip

Wir haben uns sehr gefreut, dass uns Bruederlein und Schwesterlein noch besuchen kamen. Wir genossen das fast WG-hafte Zusammenleben, da wir sonst ja wirklich oft nur zu zweit sind. So vergnuegten wir uns auch mit nicht alltaeglichen Aktivitaeten: Zum Beispiel bestellten wir uns zwei riesige Pizzen nach Hause:

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Oder wir spielten ganze Schlachten mit den zwei Schaumgummiknarren die sich Joni gekauft hatte:

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So verging die Woche ganz schoen schnell! Und schon war es Zeit fuer unseren Roadtrip.

California

Am Freitag Morgen ging Jonas noch brav in seinen Englischkurs, um sich ein schoenes Zertifikat abzuholen. Wir holten ihn beim Bart ab und machten uns gleich auf den Weg, da unterdessen schon zwei Uhr nachmittags war. Schon den ganzen Tag regnete es, was fuer die Gegend hier sehr sehr ungewoehnlich ist, und jetzt prasselte es auch noch richtig heftig runter. Ich weiss nicht ob das Wetter der Grund war, oder einfach Wochenende, auf jeden Fall war die Autobahn total verstopft und wir kamen nicht wirklich gut voran. Das war ziemlich schade, denn dadurch verloren wir zwei Stunden und konnten in Sakramento leider nicht vom Highway runter, um wenigstens das Capitol im Vorbeifahren anzuschauen oder in der Altstadt kurz was zu trinken.

Aber es sollte noch wilder kommen. Wenn es in der Bay Area regnet, heisst das, es schneit in der Tahoe Area. Wir hatten vorhin den Wetterbericht gecheckt und alle Strassenverhaeltnisse ueberprueft: Fuer viele Paesse galt Schneekettenpflicht, aber einer im Norden war frei, so dass wir deswegen einen kleinen Umweg fahren mussten. Dort angekommen, hoerte das Geprassel jedoch nicht auf, und wie zu erwarten verwandelten sich die Regentropfen mit steigender Hoehe in Schneeflocken! Und was fuer welche, sowas habe ich also auch in der Schweiz noch selten gesehen. Innert kuerzester Zeit war alles weiss!

Nun waren wir doch nicht mehr so spoettisch ueber unser Auto. Wir hatten naemlich einen SUV mieten wollen und stattdessen einen Jeep bekommen, welchen wir liebevoll Traktor nannten. Wir hatten uns schon gefragt, wie viel Benzin der Gute wohl saufen wuerde, und waren nicht unbedingt erfreut. Nun sollte uns der Traktor aber sehr gelegen kommen. Mit einem anderen Auto haetten wir naemlich hoechstwahrscheinlich umdrehen oder zumindest last minute Schneeketten kaufen muessen. Aber der Jeep aus Colorado hatte nicht nur Vierradantrieb, sondern gluecklicherweise auch sehr gute Reifen (in Kalifornien gibt es eigentlich keine Winterreifen), so dass wir den Versuch wagten, trotz Schneegestoeber weiterzufahren.

Das Muehsamste an der Sache war, dass wir nicht wussten, wie weit es gehen wuerde und ob es nicht noch schlimmer wird. Immer wenn es wieder ein Stueck bergauf ging wurden wir etwas unsicherer... Aber noch war es hell und der Jeep hielt sich wacker, also beschlossen wir weiterzufahren. Zudem waren wir nicht alleine, es waren viele Autos in die gleiche Richtung unterwegs, und wir hofften dass zumindest ein paar drunter waren, die die Gegend kannten und wussten dass es OK war.

Nach zig Meilen wurde es nicht besser, und langsam gefror die Windschutzscheibe zu:

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Aber eben, noch war es hell und es fuhr sich eigentlich gut, also fuhren wir wagemutig weiter. Irgendwo kamen wir dann an einen Checkpoint, wo man gefragt wurde, ob man Schneeketten hat - man bedenke, wir hatten vorhin ueberprueft dass man fuer diese Strasse keine braucht! Also fuhren wir zu dem Typen hin und schauten ihn mal etwas zerknirscht an, aber er fragte uns nur, ob wir Vierradantrieb haben, und als wir das bejahten durften wir weiterfahren. Wider erwarten ging es noch eine ganz schoene Strecke so weiter, aber wir ueberstanden alles tapfer, fuhren an diversen gestrandeten Autos in Graeben vorbei, machten sogar noch Pinkelpause am Wegrand und der Jeep schaffte es trotzdem wieder, auf die Strasse zu kommen. Und nach einer gefuehlten halben Ewigkeit ging es endlich wieder ein rechtes Stueck runter und wir waren wieder in fast schneelosem Gebiet.

Das Einzige, was uns nun noch ein bisschen Sorgen machte, war, dass das Hotel, in welchem wir gebucht hatten, die Reception nur bis um neun Uhr geoeffnet hat. Das war mit dieser doppelten Verspaetung nie und nimmer einzuhalten. Mathias hatte ihnen zwar noch eine Mail geschrieben, aber nie eine Antwort darauf bekommen... Wir machten uns also mental darauf gefasst, dass wir uns eventuell noch eine neue Uebernachtungsmoeglichkeit suchen mussten, aber da wir das Hotel schon bezahlt hatten, wollten wir doch mindestens noch so weit fahren. Was wir nicht wussten, war, dass wir dazu noch einmal ueber einen Schneehuegel fahren mussten, diesmal im Dunkeln... Aber unterdessen waren wir schon so geuebt, dass das kein Problem mehr war. Und so kamen wir dann um elf Uhr abends ziemlich kaputt beim Hotel an. Freundlicherweise hatten die uns den Schluessel in einem Couvert vor die Tuere gelegt - und nicht nur unseren, wahrscheinlich wurden mehrere Leute von diesem Schneegestoeber ueberrascht. Wir machten jedenfalls nur noch eine kurze Schneeballschlacht und verzogen uns dann schleunigst im warmen Bett!!

Am naechsten Morgen beim Fruehstueck fragte ein Gaestepaerchen die Receptionsdame, wo sie am besten ueber die Berge kommen, und wo sie noch Schneeketten besorgen koennen... Da waren wir dann doch noch einmal recht froh um unseren Jeep - und darum, dass unsere Weiterreise nach Sueden in die Wueste fuehren wuerde!

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So sah die Aussicht aus dem Hotelfenster aus. Wow. Am Morgen vorher lag hier noch kein Schnee... Noch einmal bewaehrte sich der Jeep, als wir vor dem Hotel eine steile Ausfahrt bewaeltigen musste. Mit Vierradantrieb und guten Reifen ein Kinderspiel! Wir fuhren also eine Weile dem Schnee davon und schossen noch ein Abschiedsbildchen mit den Schneebergen:

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Brr! Aber ja, auch das ist halt California. Schon sehr vielfaeltig, dieser Staat. Und das war unser braver Traktor:

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Unterdessen schon fast wieder schneebefreit!

Der naechste Ort, den wir anpeilten, war das Death Valley. Wir fuhren also morgens um neun im Schnee los, und zwei Stunden spaeter standen wir schwitzend in der Wueste. Sehr surreale Erfahrung. Aber interessant. Wir bieten unseren Gaesten einiges!

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Das Death Valley ist ein Tal in der Mojave Wueste. Es ist der tiefste und trockenste Ort in ganz Nordamerika! Der tiefste Punkt ist 86 Meter unter Meereshoehe.

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Am 10. Juli 2013 wurde hier die hoechste "verlaesslich gemessene" Lufttemperatur der Welt gemessen: 56.7 °C! Ganz schoen heiss! Bei uns wars zum Glueck angenehme ca. 20 Grad.

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Warum das Death Valley so heisst, ist nicht ganz offensichtlich, denn es leben einige Tiere hier und auch die Indianer nutzten diese Gegend. Offenbar sind wie so oft in dieser Gegend die ersten weissen Siedler schuld, die dem Death Valley zur Gold Rush Zeit seinen Namen gaben - und das, obwohl es nur einen gemeldeten Todesfall hier gibt. Nun ja.

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Das Death Valley ist jedenfalls sehr interessant, die geologische Vielfalt ist aeusserst imposant.

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In diesem Nationalpark gibt es nicht wirklich Wanderwege wie in anderen Parks, man faehrt hauptsaechlich einfach durch. Man kann aber in verschiedene Seitencanyons reinwatscheln, was wir uns natuerlich nicht nehmen liessen!

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So besuchten wir den Mosaik Canyon, ein sehr enger, langgezogener Canyon, wirklich spannend! Und es sollen auch schon Indianer gesichtet worden sein:

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Sie stellten sich jedoch als Betrueger heraus und waren wohl doch nur eine Handvoll Weisse mit Sonnenstich:

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Wie auch immer, wir machten uns anschliessend auf die Weiterfahrt nach Vegas. Unterwegs faehrt man noch an Sandduehnen vorbei:

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So kommt auch wirklich Wuestenfeeling auf!

Nevada

Gegen sechs Uhr abends erreichten wir dann tatsaechlich Vegas. Was fuer ein Tag! Zuerst Schnee, dann Wueste, und dann Suendenstadt inmitten der Wueste. Also erst mal in den Whirlpool, das haben wir uns verdient! Und danach gingen wir unsere knurrenden Maegen fuellen. Mit viiiiel Fleisch - kuckt mal wie er strahlt!

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Und dann gingen wir ins alte Vegas zum Feiern!

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Hier werden ein paar Quarters zum Waesche waschen erspielt...

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Downtown Vegas ist einfach cool! Sowas von surreal und weird...

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Wir suchen uns eine Bar mit tollem Ueberblick aus!

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Obligatorisches Touristenfoto...

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Bling!

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Bling bling bling!

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Irgendwann hatten wir dann genug gefeiert und liessen uns vom Taxi nach Hause fahren.

Am naechsten Morgen wollten wir eigentlich ausschlafen, aber es gab nur bis halb zehn Uhr Fruehstueck. Also um Viertel nach neun aufgestanden und ins Fruehstuecksbuffetgewimmel gestuerzt. Jonas wollten wir eigentlich schlafen lassen, aber er meinte dann "Man soll in Vegas auch Verruecktes mitmachen. Zum Beispiel fruehstuecken." Also kaempften wir uns zum Waffelautomaten durch und tranken Abwaschwasserkaffee. Danach haengten wir uns laaaange an den Pool. Endlich war es mal wieder richtig schoen warm und wir genossen es, einmal nichts tun und anschauen zu muessen und einfach nur liegen zu koennen.

Am Abend rafften wir uns wieder auf, denn auch heute hatten wir doch noch einiges zu sehen: Den Strip natuerlich! Gestern waren wir kurz durchgefahren als es noch hell war, aber im Dunkeln ist es natuerlich viel eindruecklicher. Wir besuchten saemtliche wichtigen Hotels und ihre Atraktionen:

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Venedig im Venetian,

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die Brunnenshow beim Bellagio,

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den Eiffelturm im Paris, und natuerlich noch viele mehr. Im Circus Circus spielte Jonas Hunter S. Thompson nach:

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Und dann liefen wir auch noch Johnny Depp ueber den Weg...

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...und Gwen Stefani!

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Danach mussten wir natuerlich ein bisschen Geld verzocken, und dann war auch die Vegas Experience vorbei. Ich glaube, es hat unseren Gaesten gut gefallen, und ich koennte mir schon vorstellen, dass sie wieder mal hier vorbei schauen... Mathias und ich waren bereits das vierte Mal hier, und es ist immer wieder ein Erlebnis, vor allem wenn man mit Freunden hier ist. Es ist zum Beispiel sehr angenehm, dass man mit einem Bier in der Hand herumspazieren darf, was in den USA sonst ja nicht moeglich ist... Sin City halt! Wir waren wahrscheinlich nicht zum letzten Mal hier!

California

Nun gings jedoch weiter nach Los Angeles. Wir versuchten relativ frueh los zu kommen, da wir fuer LA nur einen Tag Zeit hatten. Nach langer Fahrt kamen wir dann auch wirklich beim Walk of Fame an:

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Nicht wirklich der Oberhit, wie ich finde, aber man kanns schon mal gesehen haben, und jetzt koennen es die zwei auch abhaken. Das grossartige Hollywood ist auch nur eine dreckige Grossstadt... Aber der Strand, der ist toll, und im Gegensatz zu San Francisco ist das Wasser hier auch nicht ganz so kalt! Wir fuhren also zum Pier in Santa Monica:

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Und Mathias liess es sich natuerlich nicht nehmen, ins Wasser zu huepfen!

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Jetzt kann er den Pazifik auch von der Liste streichen.

Gegen Abend mussten wir bereits wieder losfahren, da wir noch ein paar Stunden zu unserem Hotel hatten. Am naechsten Tag - Mathias Geburtstag - war die Westkueste mit der beruehmten 101 und dem Highway 1 an der Reihe. Der erste Halt fuehrte uns zu den Seeelefanten, die hier gemuetlich am suennele sind - und zwar zu hunderten! Und die Viecher stinken... Also schnell weiter!

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Der naechste Halt ist bei den beruehmten Kliffs bei Big Sur. Die sind einfach immer wieder eindruecklich!

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Und bieten einen guten Hintergrund fuer Touristenfotos:

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Smile!

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Und auch das gehoert zu einem Roadtrip dazu: Fast Food Zmittag!

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Danach fuhren wir relativ direkt zurueck nach Berkeley, denn einerseits hofften wir, vor der Rush Hour noch durchzukommen, und andererseits hatte Mathias um vier Uhr ein Meeting. Die schweizer Puenktlichkeit bewaehrte sich: Fuenf Minuten vor vier fuhren wir durch Berkeley und warfen Mathias raus, so dass er sogar noch Zeit hatte kurz aufs Klo zu gehen und sich etwas frisch zu machen! That's just how we roll!

Wir anderen fuhren schnell nach Hause und versuchten, die Wohnung etwas geburtstaglich einzurichten: Ich backte einen Kuchen, Jonas ging Sekt kaufen und Corina dekorierte den Tisch mit allen Geburtstagskarten und einer kleinen Marzipantorte - der Spruch auf ihrer Karte lautete "Es ist kaum in Torte zu fassen"! :D Mathias kam dann frueher als erwartet nach Hause, so dass der Kuchen noch im Ofen war, aber was solls, der Wille zaehlt. Mit so einem Roadtrip vorher kann man nicht allzu viel erwarten.

Unsere spendablen Eltern luden uns zur Feier des Tages in den altbekannten Sizzler ein, den Corina natuerlich auch mal noch sehen musste und heute war immerhin bereits der letzte Abend! Also Gelegenheit genutzt und im Salatbuffet geschlemmt! (Oder im Steak, die andern drei...)

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Danach gings noch fuer einen Drink ins Mallard, das musste Corina ja auch noch sehen. Tight schedule die wir da hatten! Aber ich finde, fuer die 12 Tage die sie hier war haben wir unglaublich viel reingebracht. Und Mathias und ich waren auch froh, denn so sind auch wir nochmal zu einem Roadtrip gekommen! Alleine haetten wir die grosse Tour wahrscheinlich nicht gemacht. Wir fuhren 1500 Meilen (2400 km)! Hier die Route:

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Zuhause war dann der Kuchen unterdessen doch noch fertig.

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Ja, das sind 33 Kerzen!

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Uuund pusten!

So konnten wir Mathias' Geburtstag noch einmal zu viert feiern. Am naechsten Tag mussten wir uns dann bereits wieder verabschieden, und Jonas und Corina flogen zurueck nach Zuerich. Herzlichen Dank, dass ihr es auf euch genommen habt, uns hier zu besuchen! Es hat uns wirklich sehr gefreut und es war eine tolle Zeit! Wir haben vieles gesehen, einiges erlebt und hatten eine schoene Zeit - und ich hoffe, es ging euch auch so. Bis im August in der Schweiz!

Und fuer Mathias und mich geht es nun daran, unsere Abreise hier in Berkeley zu planen, denn in etwa zwei Monaten geht es bereits los! Lumi und Mathias on the road...

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