Die Canyons

Natuerlich fahren wir nicht einfach so zu einem neuen Ziel. Nein, wir versuchen unterwegs ein paar Geocaches aufzusammeln. Dabei sind wir in Utah auf etwas Neues gestossen: Geo-Art. Kunst aus Geocaches. Irgendwelche Freaks legen irgendwo in der Wueste Bilder aus Geocaches aus. So wie als Kind als man die Punkte verbinden musste und dann entstand ein Bild... Das muessen wir natuerlich ausprobieren!

Utah

Damit solche Bilder entstehen, sind die Caches natuerlich nicht entlang von Strassen angebracht, sondern irgendwo in der Pampa. Dorthin gelangt man ueber einen holperigen Feldweg:

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Und da ist dann mal einfach nix. Also, das stimmt natuerlich nicht ganz, denn wir sind ja jetzt da.

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Dann sind wir also in die Wueste hineingestolpert und haben doch tatsaechlich ein paar Caches ausfindig machen koennen! Irgendwo im Nirgendwo! So lustig! Leider wars schon spaet am Nachmittag und daher sehr heiss, und zudem tuermten sich wacker ein paar seeehr dunkelgraue Wolken auf, so dass wir uns nach 25 gefundenen Caches aus dem Staub (im woertlichen Sinn) machten. Wir haben jetzt also den Kopf des folgenden Kunstwerks (stellt uebrigens einen Kokopelli, eine indianische Figur, dar) abmarschiert:

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Selbstverstaendlich koennten wir den Rest spaeter mal noch machen, aber ich glaube nicht dass wir so bald wieder hier vorbei kommen...

Dann machten wir uns also endgueltig auf den Weg nach St. George. Nachdem wir nun tagelang nur Mojave-Desert mit braunem Sand, gruenen Bueschen und ein paar Joshua Trees gesehen hatten, tauchte ploetzlich etwas Neues am Horizont auf:

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Uuh! Roter Sandstein! Nice!

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Und so riesig! Da freuen wir uns also echt drauf, das morgen genauer anzukucken. Zuerst wollen wir aber jetzt echt mal zum Pool. Denn, hab ich schon erwaehnt dass unsere Chelsey keine Klimaanlage hat? Das ist eigentlich nicht dumm, erstens ueberhitzt so das Auto viel weniger weil man gar nicht erst in Versuchung kommt sie auch in der Wueste anzustellen, und zweitens gewoehnt man sich schneller an die Hitze. Der Nebeneffenkt ist allerdings, dass wir quasi konstant schwitzen. Und zwar richtig schwitzen. In Fliessbaechen.

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Ich trinke normalerweise wahrscheinlich etwa einen Liter pro Tag. Hier trinke ich locker sechs! Hoffentlich schwitzen wir auch ein paar Giftstoffe raus, nicht nur die Sonnencreme...

Am naechsten Morgen gings dann also zum Zion National Park. Da waren wir vor vier Jahren schon einmal, aber es hatte uns gut gefallen und wir wollten hier gerne noch eine weitere Wanderung machen! Also fuhren wir frueh los, denn die Parkplaetze nahe des Shuttlebusses seien ab zehn Uhr morgens voll. Wir kamen dann auch tatsaechlich fuenf Minuten vor zehn an und erwischten ganz knapp noch einen Parkplatz.

Ein weiterer Vorteil vom frueh da sein ist, dass man den Aufstieg noch bei halbwegs ertraeglichen Temperaturen in Angriff nehmen kann - wir sind ja trotz allem immer noch in der Wueste! Wir fuhren also mit dem Shuttle zum Ausgangspunkt und begannen den Aufstieg. Nach einer Weile schauten wir mal zurueck. Sieht nicht schlecht aus, was?

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Aber das ist noch lange nicht alles.

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Was, hier rauf??

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Jap, hier rauf. So cool. Man musste richtig klettern. Teilweise hatte es Ketten als Haltegriffe damit man sich etwas hochziehen konnte wenn es etwas zu wild wurde. Jetzt wussten wir auch, warum die Wanderung mit "nur" 5 Meilen mit "strenuous" taxiert war. Man macht nicht nur sehr viele Hoehenmeter, sondern es ist auch wirklich noch etwas anspruchsvoll. Das Schwierigste war jedoch, sich an den ganzen nicht so geuebten Touris vorbeizukaempfen. Dafuer waren die jeweils ganz lustig anzusehen.

Schliesslich schafften wir es auf die Spitze von Angel's Landing:

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Woohoo! Patschnass aber gluecklich.

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Die Aussicht ist herrlich!

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Das sieht aus wie mit einer Fisheye-Linse aufgenommen, sieht jedoch aber wirklich so aus!

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Der Herr Payer gab sich mit dem Gipfel natuerlich noch nicht zufrieden, er musste noch auf den Gipfel auf dem Gipfel... On Top of the World! Und dann ging es wieder an den Abstieg.

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Unten angekommen fanden wir, dass die "strenuous" Wanderung zwar cool war, wir aber noch nicht muede waren. Daher haengten wir noch eine "moderate" Wanderung zu den Emerald Lakes an. Danach gaben wir uns dann aber geschlagen und machten uns zurueck zum Pool beim Motel. Mal schauen wann wir das naechste Mal einen Pool oder auch nur eine Dusche haben werden...

Am Dienstag fuhren wir dann los Richtung Bryce Canyon. Auch hier fanden wir unterwegs wieder Geoart. So lustig! Die haben einfach zu viel Platz hier in Utah! Wir entschieden uns natuerlich fuer das Sternchen. Ganze 50 Caches (so viele wie die Staaten der USA...) galt es abzugrasen. Wir waren auch ein paar Stunden damit beschaeftigt. Die Sonne und den Mond sowie den ganzen Powertrail daneben mussten wir leider auslassen...

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Was fuer Holzkoepfe. Zum zweiten Mal ewigs durch die Wueste gelatscht. Und alles fuer ein Sternchen. Nun ja, es hat ja wirklich Spass gemacht. Aber ein bisschen enttaeuscht bin ich schon auch: Nun sind wir tagelang durch die Wueste gestapft und ich habe nicht eine einzige Schlange gesehen! Hrmpf. Immerhin ein paar Hasen und zig Chipmunks und kleineres Krabbelgetier.

Auf der Fahrt nach Bryce liessen wir dann die Wuestenregion langsam hinter uns und es wurde immer gruener. So schoen! Nach all den Tagen in der kargen Wueste war es schon mal wieder schoen, etwas Gruenzeug zu sehen. Aber Gruenzeug kommt natuerlich nicht von nix, das bedeutet auch, dass es hier oefters regnet. Und tatsaechlich taten sich auch auf der Fahrt ein paar Wolken auf, und wir kamen in den Genuss eines Regenbogens!

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Meine Schwiegermutter hatte uns als Reaktion auf den letzten Blog geschrieben dass es witzig sei, dass wir Regen als etwas Spezielles ansehen. Aber es ist wirklich so. Nach zwei Jahren im wettertechnisch voellig langweiligen Berkeley geniessen wir es richtig, verschiedene Wetterlagen und Wolken zu sehen und zu lesen. Hier im Sueden Utahs hatte es ab und zu geregnet, aber immer nur kurz. So war auch dieser Schauer nur von kurzer Dauer und als wir am Abend beim Campingplatz ankamen war alles wieder trocken.

Campieren in den Nationalparks der USA ist eine recht coole Sache, die sind super organisiert, jeder hat einen zugeteilten Campingplatz inklusive Feuerstelle und Autoabstellplatz. So bauten wir dann also unser Zeltchen auf:

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Das sieht jetzt aus als ob wir ganz einsam im Wald waeren, aber rechts und links sind natuerlich bereits die naechsten Camping-Felder. Und von den einen "Nachbarn" wurden wir dann am Abend noch zu einer heissen Schoggi eingeladen.

Am naechsten Tag kriegten wir dann endlich den Bryce Canyon, von dem wir so Vieles gehoert hatten, zu sehen. Wow, der ist echt eindruecklich.

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Ganz cool.

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Hat uns gut gefallen!

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Schon spannend, was ein bisschen Wasser zu Stande bringt, wenn es lange genug Zeit hat!

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Echt eindruecklich. Wir koennen uns fast nicht satt sehen.

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Eine Weile lang spazierten wir dem Canyon entlang, dann wollten wir doch noch ein bisschen hinein wandern. Also gings hier runter:

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Von unten sieht alles ganz anders aus. Zum Beispiel gibt es hier Sandduenen zu sehen:

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Und die Hoodoos sehen von unten auch ganz schoen eindruecklich aus. So sieht man mal, wie riesig die Dinger eigentlich sind - von oben sehen sie ganz klein aus.

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Auch hier gibt es wieder massenhaft Chipmunks und Groundsquirrels. Leider scheint es viele Menschen zu geben, die die Viechlein fuettern, obwohl das verboten ist. Denn eigentlich sollen sie ja nicht zutraulich werden. Aber die kennen keine Scheu mehr vor Menschen, gar nicht gut. Und trotzdem, sie sind halt schon sooooo putzig...

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Nach der Wanderung gings dann hier wieder hoch: (Rechts sieht man den Weg.)

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Schoen, dass wir den Bryce Canyon jetzt auch noch gesehen haben! Der hatte uns schon noch gefehlt. Und hat uns auch sehr gut gefallen! Am Abend spielten wir mit den "Nachbarn" (die unterdessen auf unseren Campground gerutscht waren weil ihrer fuer diesen Abend vergeben war und wir ihnen angeboten hatten unseren mitzubenutzen statt alles einpacken und einen neuen suchen zu muessen...) Fussball und kochten Burritos.

Am Donnerstag standen wir frueh auf, denn wir hatten fuer den Grand Canyon keinen Campingplatz reservieren koennen und wir hatten gehoert, dass dieser sich am fruehen Nachmittag schnell fuelle. Also pruegelte ich Mathias um sechs Uhr morgens wach und wir fuhren los. Zum Abschied sahen wir nochmal ein Reh:

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Und dann gings raus aus dem Park.

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Und ab nach Arizona!

Arizona

Als wir gegen zehn Uhr in Arizona ankamen, stand da ploetzlich auf einem Schild "Road closed". Na grossartig. Wir wussten nicht recht, was das jetzt heisst - muessen wir einen 250-Meilen-Umweg machen? Oder umkehren und eine andere Strasse nehmen? Wir drehten um und fragten bei einer Tankstelle nach. Die wussten auch nicht recht was los ist, faselten aber was von einem "neuen Highway". Wir fuhren also in diese Umweg-Strasse hinein, und nach wenigen hundert Metern kam der "temporary Highway". Na toll. Waere also alles kein Problem gewesen, wenn sie ein vernuenftiges Schild gemacht haetten. So stauen sich jetzt verwirrte Autofahrer vor dem Schild, niemand weiss was los ist und alle blockieren wohl die Strasse und gehen dann die armen Leute in der Tankstelle nerven. Naja, clevere Schilder machen scheint nicht so ihre Staerke zu sein.

Trotz Zeitverlust durch verwirrtes Herumsuchen und Umweg schafften wir es gegen halb zwoelf zum Campingplatz und siehe da, es hatte noch einige Plaetze frei, so dass wir sogar einen Platz aussuchen konnten - natuerlich waehlten wir die Nummer 23.

Wie immer fand Mathias keine Ruhe bis das Zelt aufgebaut und die Maettelchen aufgeblasen und die Schlafsaecke ausgepackt waren. Es muss schliesslich alles seine Ordnung haben. Anschliessend setzten wir uns auf die Bank und lasen etwas, und etwa eine Stunde spaeter begann es dann tatsaechlich, den versprochenen "heavy rain" herunterzuprasseln. Zum Glueck konnten wir uns flink im trockenen Zelt verkriechen! Nach kuerzester Zeit waren wir "unterflutet". Was fuer ein Luxus, Wasserbetten!! Zum Glueck floss das Wasser schnell wieder ab und nachdem das Gewitter vorbei war wurde es doch noch ein recht schoener Abend.

So gingen wir dem Grand Canyon mal hallo sagen - man beachte die vielen Wolken!

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Und ja, es war relativ kuehl (vor allem wenn man vorher tagelang in der Wueste war) und windig:

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Von unseren neuen "Nachbarn" die gerade am wegfahren waren bekamen wir ein paar Holzscheite geschenkt (Holzsammeln ist in Parks verboten), so dass wir am Abend ein Feuerchen machen und unsere Toastbrote warm essen konnten.

Nach dem Ruhetag am Donnerstag wollten wir am Freitag natuerlich wieder wandern gehen. Mathias hat sich einen Trail ganz am (anderen) Ende des Parks ausgesucht. Wir fuhren mit Auto und Shuttlebus hin, danach gings an den Abstieg.

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Schon cool, einfach so in einen Canyon hinabzusteigen!

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Auf der gegenueberliegenden Wand kann man immer schoen sehen, in welchem geologischen Abschnitt man sich gerade befindet.

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Unten findet man ein gemuetliches Schattenplaetzchen!

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Und dann gehts wieder hoch. In nur 3.5 Stunden inklusive gemuetlicher Zmittagspause haben wir die fuer 4-6 Stunden angeschlagene Wanderung absolviert. 500 Hoehenmeter runter und wieder hoch. Die Hitze konnte uns natuerlich nach den Tagen in der Wueste nichts mehr anhaben! Aber die Aussicht ist von oben natuerlich schon spektakulaerer:

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Natuerlich geben wir uns mit so einer kurzen Wanderung nicht zufrieden und spazieren noch eine gute Weile dem Abgrund entlang. Alle paar hundert Meter merkt man, dass in der Naehe ein Busstop ist, denn dort haeufen sich die Leute. Zwischen den Stops ist man meistens alleine...

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Schon krass was das kleine Colorado Fluesschen so zu Stande bringt.

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So klein sieht er aus, dabei ist er doch fast 100 Meter breit!

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Und nur 5 Millionen Jahre hat er gebraucht fuer dieses Meisterwerk. Faszinierend!

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Alles in Allem haben wir festgestellt, dass die Canyons zwar sehr schoen anzuschauen sind, zum Wandern eignen sie sich aber nicht so. Einerseits ist die Aussicht von oben massiv besser, und andererseits ist "zuerst hoch, dann runter" schon eher unser Stil. Trotzdem hatten wir natuerlich eine tolle Zeit. Wir haben etwas entspannt auf den Campingplaetzen (Mathias geniesst es, ohne Stundenplan einfach mal lesen zu koennen, Gitarre spielen zu duerfen oder ins Feuer starren zu koennen), haben tolle Wanderungen gemacht und uns etwas treiben lassen. Nun haben wir aber genug von den Wuesten und Canyons, jetzt wollen wir mal wieder in die Zivilisation, und so haben wir uns fuer morgen bei Ruben und Linda in Santa Fe in New Mexico angemeldet. Zuerst muessen wir jetzt aber mal noch eine Dusche finden.....

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