Der Sueden

Wir fanden also tatsaechlich noch eine Dusche beim Grand Canyon. Und auf dem Rueckweg zum Zeltplatz begegneten uns noch ein paar Elche.

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Schoene, grosse Tiere sind das! Spaeter haben wir sogar noch ein Junges gesehen aber das war zu schnell weg fuer die Kamera.

Am naechsten Morgen haben wir dann also das Zelt abgebrochen und uns auf den Weg nach New Mexico gemacht. Unterwegs sind wir noch an der alten Route 66 vorbei gekommen:

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Die Route 66, die Mother Road, fuehrte ja von Santa Monica (bei Los Angeles), California, nach Chicago, Illinois. Beziehungsweise eher anders rum, ich glaub ueblicherweise fuhr man wohl eher von Chicago nach Kalifornien. Jedenfalls hatten wir uns mal ueberlegt, dass es cool waere, wenn wir die Route 66 abfahren wuerden, da wir ja von in der Naehe von LA nach in der Naehe von Chicago mussten. Wir hatten uns dann doch dagegen entschieden, hauptsaechlich weil wir noch verschiedene Nationalparks abklappern wollten die eben nicht auf der Route liegen, weil LA zwar ein kleiner aber halt doch ein Umweg gewesen waere, und weil die Route 66 halt nicht mehr im originalen Sinn existiert. Auf den alten Strassen kann man halt weniger schnell fahren, das haette die Sache dann massiv verzoegert. Daher haben wir uns relativ schnell entschieden, die Sache bleiben zu lassen.

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Lustig ist nun aber, dass wir durch die Entscheidung "im Sueden" durchzufahren um noch bei Ruben und Linda vorbeischauen zu koennen seit kurz nach dem Grand Canyon, also seit Flagstaff, trotzdem mehr oder weniger der Route 66 entlang gefahren sind! Und das werden wir noch bis Saint Louis, also einen relativ langen Teil der Strecke (heute Higway 40 und 44...).

New Mexico

Lustig wie sich solche Dinge manchmal ergeben, nicht? Dazu aber spaeter mehr. Jetzt sind wir ja erst einmal bei Ruben und Linda, zwei Aargauern, die das Leben nach Santa Fe, New Mexico verschlagen hat (Ruben arbeitet momentan am Santa Fe Institute). Die Fahrt hierhin dauerte relativ lange, so dass wir bis auf Winslow nicht viele Dinge unterwegs anschauen konnten. Gegen Abend kamen wir dann an und wurden gleich in ein leckeres mexikanisches Restaurant gefuehrt. Mjamm!

Am Sonntag hatten wir volles Programm. Zuerst wurden wir von Ruben mit leckeren Pancakes verkoestigt. Dann durften wir uns das Institut anschauen - super gemuetlich sieht es aus, mit toller Aussicht auf Santa Fe und gemuetlicher Atmosphaere! Mathias ueberlegt sich bereits, hier mal ein Sabbatical zu machen... Danach fuhren wir zu einem International Folk Art Market, bei dem Kuenstler aus aller Welt ihre Kunstwerke ausstellen konnten und natuerlich zu verkaufen versuchten. Das war ein riesen Anlass, die Leute draengten sich nur so um die Staende, wir waren (nach all den Tagen in den Parks und der Wueste...) voellig ueberwaeltigt von dem Gewusel und so vielen Menschen. Da weder Ruben und Linda (sie ziehen in ca. 2 Wochen in die Schweiz zurueck) noch wir (immer noch on the road) Platz hatten um irgendwas zu kaufen, verzogen wir uns nach einer Weile ins Indianermuseum, welches sehr interessant war - zumindest fuer uns, wir hatten noch nicht so viel von den Indianern mitbekommen obwohl wir gestern einen ganzen Tag durch Indianergebiete gefahren waren. Leider hatten wir ja keine Zeit um anzuhalten, daher fanden wir im Museum einen guten Ersatz. Und Ruben und Linda, die jetzt ein Jahr in dieser Gegend gewohnt hatten, erwiesen sich als sehr kompetente Guides.

Anschliessend machten wir uns auf den Weg zu einem Restaurant, denn um ein Uhr Ortszeit fand der Final der Fussballweltmeisterschaft statt - wir hatten bisher kein einziges Spiel gesehen und so wenig wie noch nie von dem ganzen Rummel mitbekommen (das ist in der USA einfach nicht so praesent wie in Europa), aber da es Deutschland in den Final geschafft hat wollten wir natuerlich das letzte Spiel schon sehen!

Um Viertel vor eins kamen wir beim Restaurant an, das natuerlich schon voellig ueberfuellt war. Die Platzanweiserin wollte uns schon abwimmeln, als ein Kellner angerannt kam und sagte, es sei grad noch ein Tisch fuer vier frei geworden. Und dann bekamen wir erstklassige Plaetze, direkt vor dem TV! Keine Ahnung, wer diesen Platz um Viertel vor eins verlassen hatte, aber offenbar waren es keine Fussballfans!!

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Wir fieberten also mit den Deutschen mit bis endlich das erloesende Tor kam. Lustig, wie sehr wir uns hier mit dem germanischen Kulturkreis identifizieren waehrend so viele Schweizer den grossen Nachbarn offenbar nicht so moegen - keine Ahnung, warum. Schlussendlich sind wir ihnen naeher als vielen anderen Nationen, aber das sieht man wahrscheinlich erst, wenn man weiter weg ist.

Unterdessen war es ziemlich frisch geworden, ganz unerwartet fuer den Sueden. Offenbar ist hier gerade "Monsunzeit". Zum Glueck hatten Ruben und Linda auch fuer diese Situation die passende Loesung, sie brachten uns in ein lustiges "Cafe" in welchem diverse Sorten heisser Schokolade serviert wurden. Mmmh, wie lecker! Da konnten wir uns aufwaermen. Mathias' Schokolade schmeckte wie "fluessiger Lebkuchen", auch Linda war experimentierfreudig (Chili und so), nur Ruben und ich hielten uns an die langweilige Mischung. Die war aber (auch) sehr lecker.

Nachdem wir aufgewaermt waren, fuehrten uns die beiden durch ein Galerienviertel, denn Santa Fe ist ja sehr beruehmt fuer seine Kunstszene. Georgia O'Keeffe hat zum Beispiel eine Zeit lang hier gewohnt. Hier reihten sich also wirklich Galerie an Galerie, sehr speziell und sehenswert!

Am Abend gingen wir dann noch in ein witziges Lokal essen, es hiess Cowgirl und war auch dementsprechend aufgemacht. Die Leute trugen Cowboyhuete, eine Band spielte und an der Wand hingen Sprueche wie "Es ist verboten mit Sporen auf dem Tisch zu tanzen".

Nach dem vollgepackten Sonntag gingen wir den Montag etwas relaxter an. Da wir wie gesagt bisher nicht viel von den Native Americans mitbekommen hatten, beschlossen wir, ein ehemaliges Pueblodorf beim Bandelier National Monument zu besichtigen. Puebloindianer waren sesshafte Indianer die Tiere hielten und Ackerbau betrieben. Es gab zwei Arten von ehemaligen Behausungen anzuschauen. Eine davon war auf einer Ebene kreisfoermig aufgebaut - jedes Viereck das zu sehen ist war mal ein Raum, und manchmal war oben dran noch ein zweiter Stock darauf gebaut.

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Die andere Art Behausung war direkt in die Felsen gebaut!

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Die Leitern sind natuerlich nur fuer die ungeschickten Weissen da. Und ja, die Felsen sind aus Tuff, in der Naehe gibt es naemlich einen Supervulkan. Und Tuff ist natuerlich ganz praktisch, der ist so weich da kann man richtig gut grosse Hoehlen rauskratzen!

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Auch Anbauten an die Felsen hatten die Indianer gemacht, das hier ist leider nur eine Replika aber es sieht schon cool aus!

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Manche Hoehlen sind richtig gross, da kann man sogar drin stehen (wenn man klein ist...)!

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Und manche Hoehlen sind sogar miteinander verbunden.

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Ganz schoen tolle Tarnung, so in die Felsen gebaut!

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Danach machten wir noch eine kurze Wanderung zu einer groesseren Hoehle, die war richtig hoch im Felsen drin, da musste man ganz viele Leitern hoch klettern - nix fuer Leute mit Hoehenangst!

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Dafuer war die Hoehle dann auch wirklich gross und die Aussicht nett.

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Und so sieht die Hoehle von aussen aus:

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Nachher schauten wir uns noch das kleine Museum im Visitor Center an, bevor wir zurueck fuhren. Es war schon schoen, endlich mal was ueber die Ureinwohner zu erfahren, das hat uns bisher wirklich noch gefehlt - in Kalifornien gabs dazu nicht wirklich viel zu sehen!

Danach fuhren wir zurueck nach Santa Fe und strolchten etwas durch die Stadt. Denn gestern sind wir von einem Ort zum anderen gefahren worden, heute wollten wir die Stadt nun noch etwas auf uns wirken lassen. Denn es ist keine normale amerikanische Stadt, die Haeuser sind naemlich alle im Adobe Stil gebaut!

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Das ist fuer Touristen sehr spannend, ich koennte mir jedoch vorstellen dass das fuer die Bewohner irgendwann etwas oed werden koennte. Wenn man nur zwischen ein paar Brauntoenen waehlen kann beim Haus anmalen...

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Fuer uns wars jedenfalls lustig anzuschauen. Alles sieht so aus. Nicht nur normale Haeuser, auch Kirchen:

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Oder Hotels:

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Wirklich alles. Das fuehrt dazu, dass man sich auch sehr schlecht orientieren kann am Anfang. Es sieht alles gleich aus! Und dann ist die Stadt auch noch nicht wirklich grid planned. Wirklich sehr speziell.

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Und weil es eine Kunststadt ist, stehen ueberall Skulpturen rum - manchmal auch auf den Haeusern oben!

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Fun Fact: Der volle Name von Santa Fe bei der Gruendung war "La Villa Real de la Santa Fe de San Francisco de Asís". Und San Francisco ist ja auch nach Saint Francis of Assisi benannt. Keine Ahnung warum die Spanier so Fans vom Franzl waren, dabei war der doch Italiener? Hmm. Naja, jedenfalls ist es lustig dass sich beide Staedte mit "SF" abkuerzen. Plus, in Albany und Berkeley gabs eine Santa Fe Avenue, und in Santa Fe gibts eine San Francisco Street... Es war also praktisch Pflicht dass wir hier vorbei geschaut haben.

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Mathias ist hier gerade einen Cache am suchen, wie ja wohl zu erwarten war...

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Dann hatten wir noch das Vergnuegen, an ein Fest ranzulaufen das gerade in vollem Gang war. Live Band, Leute am tanzen... Trotz seinen 70'000 Einwohnern hat uns Santa Fe hier eher an Graenichen oder Schaan mit ihren Dorffesten erinnert.

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Am Abend gingen wir dann noch mit Linda in den besten Burgerladen von New Mexico (Ruben war schon weg an einem Vorstellungsgespraech). Interessant dabei war, dass man nur das Broetchen mit Fleisch (bzw. ich mit Vegiplaetzchen (ich war ueberrascht, das ist hier keine Selbstverstaendlichkeit!!) ) bekam und dann selber wie bei einem Buffet noch Salat, Tomaten, Zwiebeln, jenste Saucen etc. holen konnte. Mathias war also quasi im Paradies!

Am naechsten Morgen verabschiedeten wir uns auch noch von Linda. Wir wurden reichlich eingedeckt, und zwar sowohl mit Tipps als auch mit Informationsmaterial und zudem noch mit Essen: Schweizer Schoggi, Ovipulver, Lebkuchengewuerz, selbstgemachtem Kuchen... Uns gings also wirklich gut!! Herzlichen Dank noch einmal an euch, Ruben und Linda, fuer eure Gastfreundschaft und die tolle Zeit die wir mit euch erleben durften! Wir wuenschen euch alles Gute bei der Rueckreise in die Schweiz und einen guten Neuanfang, hoffentlich ohne allzu grossen umgekehrten Kulturschock!

Danach machten wir uns weiter auf die Reise entlang der alten Route 66. Den naechsten Stop machten wir in Tucumcari.

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Die sind bekannt dafuer, dass sie sich ganze Bilder auf ihre Haeuser malen.

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Mathias ueberlegte sich kurz, ob wir Chelsey eintauschen sollten. Da sie aber fuer das Klapperding mehr wollten als wir damals fuer Marvin bekommen hatten liessen wir es dann doch bleiben.

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Interessant war aber der Benzinpreis von frueher: 28 Cents pro Gallone! Das sind 7,5 Cents pro Liter. Das waren noch Zeiten. Uebrigens, der Gallonenpreis ist seit wir in California losgefahren sind immer tiefer geworden. Gestartet haben wir mit knapp 4 Dollar pro Gallone (immer noch halb so teuer wie in der Schweiz...), unterdessen sind wir bei 3,25 angekommen. Aber viel billiger wird es wohl nicht mehr...

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Nach Tucumcari war der naechste Stop Amarillo. Das ist wohl den meisten bestens bekannt aus dem Song "Is this the Way to Amarillo" von Tony Christie. Achtung, wenn man den hoert kriegt man ihn nachher ein paar Stunden lang nicht mehr aus dem Kopf!

Texas

Amarillo ist zudem bekannt fuer seine Cadillac Ranch.

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Da darf jeder drauf rumsprayen wie er will. Leider wars grad noch etwas nass vom Monsun:

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Trotzdem irgendwie witzig, diese in den Boden gerammten Autos.

Fuer den naechsten Tag hatten wir uns den Palo Duro Canyon State Park ausgesucht. Vom Visitor Center her gabs erst mal einen schoenen Ueberblick:

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Der Palo Duro Canyon ist der zweitgroesste Canyon der USA, sie nennen ihn liebevoll den "Grand Canyon of Texas".

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Auch in diesen Canyon wollten wir natuerlich hinunter kraxeln, da er nicht so tief ist ist das kein Problem.

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Tataa!

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Palo Duro ist spanisch fuer "hartes Holz", der Park heisst so weil alles voller Wacholder ist. Auch in diesem Park gab es eine Cache Serie. Alle 200-300 Meter war ein gruener Haenger in einem Wacholderbaum versteckt. Nach einiger Zeit hatten wir dann aber keinen Bock mehr dauernd in die ganzen Baeume zu starren... Aber sonst gefiel uns eigentlich ganz gut, wie gruen hier alles war. Teilweise sah es sogar so aus:

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Fast nie Regen zu haben ist ja schon ganz angenehm, aber so viel Gruen gefaellt uns halt eben doch!!

Und dann gabs noch eine Cowboyhuette zum anschauen. Offenbar war das ein eher kleiner Knirps:

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Wir waren uns nicht ganz sicher ob Cowboys wirklich so dauerhafte Behausungen hatten, aber wir kennen uns da zu wenig aus...

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Uebrigens, die Wanderstoecke lassen einen zwar sich alt fuehlen (und aussehen), sind aber unglaublich praktisch fuer Strecken mit vielen Hoehenmetern. Den Berg hoch sind sie eine grosse Hilfe weil man nicht nur die Oberschenkel sondern auch die Armmuskeln gebrauchen kann, und den Berg runter, nun ja, die Knie danken einem!

Ach ja, hab ich schon erwaehnt dass wir jetzt in Texas sind? Ich war ja noch nie da, Mathias war schon zwei mal an einer Konferenz hier. Texas ist lustig. Wie die ganzen Suedstaatler verwenden hier alle "y'all". Das ist nicht nur eine Abkuerzung fuer "you all", sondern auch eine Floskel die andauernd verwendet wird. Waehrend alle Amis immer "How are you?" fragen, sagen Suedstaatler "How are y'all?" - und das offenbar auch wenn man nur zu zweit ist. Man ist immer y'all. Auch im Restaurant, da fragen sie zum Beispiel "What can I get y'all?". Am Anfang fand ich das witzig weil ich schon oft gehoert hatte dass die das verwenden wuerden, aber ich war dann doch fasziniert dass die das WIRKLICH verwenden, und nach kurzer Zeit war ich etwas genervt wie oft sie es verwenden. Nun ja, man gewoehnt sich dran, y'all. Wirklich.

Ja, und a propos Texas. Alles ist ja groesser in Amerika, aber alles ist noch viiiel groesser in Texas. So auch das Steak-Restaurant, welches sich Mathias fuer diesen Abend ausgesucht hatte. Aber zum Steak komme ich spaeter. Zuerst mal zum Restaurant. Auch dieses ist beruehmt fuer die Route 66. Da ist zum Beispiel der Dino mit Cowboystiefeln:

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Neben dem Resti ist ein Motel, das aussieht wie eine Wildweststadt, echt witzig gemacht:

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Mathias hat sich dann erst mal das Kaelbchen ausgesucht, welches er verspeisen moechte:

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Dann getrauten wir uns hinein. Drinnen wurde ich von einem Baeren angegriffen:

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Ganz schoen gross, die Dinger. Mathias fuhr erst mal mit einer Postkutsche davon:

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Und dann, endlich, bekam er sein Steak. Ein 21oz sirloin Steak, medium rare. Das sind 600 Gram Fleisch. Ui hat er sich da drauf gefreut! Und auch tatsaechlich die ganzen 600g gegessen, auch wenn die letzten Bissen nicht mehr ganz so schnell runter gingen.

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Der Grund, warum ich das schreibe, ist: Das Resti ist beruehmt dafuer, dass es hier ein 72oz Steak gratis gibt. Damit machen sie ueberall gross Werbung. Aber natuerlich gibt es eine Nebenbedingung. Das 72oz Steak ist gratis, falls man es, inklusive Salat, Shrimps, gebackener Kartoffel und einem Broetchen innerhalb einer Stunde isst. Das ist diese Menge hier:

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In einer Stunde. Fuer die Leute die sich eher SI-Einheiten gewohnt sind: 72 Unzen sind 2041 Gram. 2 Kilo. 2 Kilo Fleisch. Plus Beilagen. In einer Stunde. Krank? Vielleicht. Unloesbar? Noe! Das wurde schon sehr oft geschafft, und der Rekord liegt unter 10 Minuten. Keine Ahnung wie das ueberhaupt zu schaffen ist. Tja, Texas halt. Andere Laender, andere Sitten, nicht wahr, y'all!?

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