Der Halbmarathon

Unterdessen hat definitiv der Herbst Einzug gehalten, wie man so schoen sagt. Die Blaetter leuchten in allen Farben, was schoen ist, und fallen kiloweise von den Baeumen, was weniger schoen ist. Das heisst naemlich, dass man, also faktisch ich, fast taeglich laubrechen darf.

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Die Aussicht ist dafuer wirklich schoen bunt. Ich haette aber zugegebenermassen das Foto nicht durch die dreckige Fensterscheibe machen sollen... Da die Fenster jedoch demnaechst ausgetauscht werden, werde ich mir nicht mehr die Muehe machen, sie noch zu putzen.

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Die Herbstjacken sind jetzt auch tagsueber in Gebrauch, bald werden wir wohl auf die Winterjacken umsteigen muessen. Das ist uebrigens nicht unser Haus, bei uns ist das Trottoir freigeschaufelt! Naja mehr oder weniger. Aber eigentlich finden wir Herbst im Moment ganz schoen, wir hatten ja seit 2011 keinen mehr erlebt, in der Bay Area gibt es von den Baeumen fallende Blaetter nicht wirklich. Beziehungsweise nicht so koordiniert.

Uebrigens, wenn man mit Locals uebers Laubrechen redet sagen einem alle, in ein paar Monaten wuerden wir uns freuen koennten wir das Schneeschippen wieder gegen das Laubrechen eintauschen!! Was kommt da bloss noch auf uns zu.....

Erste Besucher

Unterdessen haben wir die ersten Besucher bei uns begruessen duerfen. Zuerst kamen Dominik und Christine vorbei. Die beiden kannten wir noch aus Zuerich, sie wohnen jedoch seit einer Weile in der Bay Area und so hatten wir sie zu Berkeley-Zeiten ein paar Male getroffen. Sie flogen von San Francisco nach Chicago, mieteten dort ein Auto und fuhren nach Cincinnati an eine Hochzeit. Als sie dort waren, fiel ihnen auf, dass sie doch tatsaechlich ohne es zu merken bei uns vorbei gefahren waren. So legten sie auf dem Heimweg am naechsten Tag einen Brunch-Stop in West Lafayette ein und wurden so zu unseren ersten Besuchern. Lustig wie sich das manchmal ergibt.

Als zweite Besucher hatten wir unsere Nachbarn mit denen wir den Driveway teilen zum Znacht eingeladen. Die beiden sind sehr nett und es wurde ein gemuetlicher Abend. Wir machten sicherheitshalber Pizza, da wir noch nicht wussten was die zwei so moegen, aber sie waren dann ganz interessiert als wir ueber Kaese redeten, wir werden sie wohl also doch mal zu einem Fondue einladen!

Als dritte Gaeste kamen Thomas und Anne vorbei, sie waren zugleich die ersten ueber-Nacht-Gaeste. Die beiden hatten im Norden Chicagos Urlaub gemacht, rund um den Lake Michigan, das ist einer der Great Lakes. Sie brachten wunderschoene Fotos und tolle Erzaehlungen mit und zudem einige Uebrigbleibsel da wir ihre letzte Station vor dem Rueckflug waren. So kamen wir zu Pasta, Pesto und vielem mehr - danke! Fuer zwei Naechte und einen Tag blieben sie bei uns, wir schauten uns die Stadt an, probierten den besten Glacestand der Stadt aus und gingen Burger essen.

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Da es in Lafayette dann doch nicht so viel zu sehen gibt, und das Wetter nicht wirklich praechtig war, verbrachten wir den Abend mit einem Glas Wein auf der Couch am Zocken.

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Mario Kart!

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Ja, das Wetter kann manchmal ganz schoen wild sein. Herbstlich halt. Und wenn es regnet, dann regnet es richtig.

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Nachdem sich alle Gaeste wieder aus dem Staub gemacht hatten, machten auch wir uns einmal mehr auf Reisen. Diesmal ging es fuer eine Woche nach Colorado.

Colorado

Zuerst schauten wir uns Denver an. Denver erinnert einen ein wenig an San Francisco. Und das nicht nur, weil es an jeder Ecke nach Gras riecht (Colorado ist einer der zwei Staaten der USA die Cannabis legalisiert haben). Auch sonst sehen die Leute aus wie kalifornische Hipster. Uns bleibt Denver als San Francisco des Suedwestens in Erinnerung.

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Auch in Denver sieht man immer wieder Beispiele amerikanischer Bauweise:

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Das Sehenswerteste an Denver ist die Union Station, der Bahnhof.

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Da huepft Mathias vor Freude! Und Lumi kriegt ein Eis! Alle gluecklich!

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So sieht es uebrigens in der Bahnhofshalle drinnen aus. Lauter schickimicki-Laeden und Sofas und so. Wir verbrachten also den ersten Tag damit, Denver anzuschauen.

Der zweite Tag war zum Cachen reserviert. Meine Schwiegereltern hatten uns etwas abgehaengt, das konnten wir natuerlich nicht auf uns sitzen lassen. Unweit von Denver gibt es dieses Geo-Art-Kunstwerk:

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Das sind TAUSEND Caches!! Voellig verrueckt, nicht? Und weil man nur Mystery-Caches frei auf der Karte platzieren kann - also nicht genau da wo sie in Wirklichkeit versteckt sind - muss man fuer jeden Cache ein Raetsel loesen. Diese Raetsel waren zwar nicht schwierig, aber man musste doch fuer jeden Cache die neuen Koordinaten eingeben. Fuer 1000 Caches! Wenn man nur fuer jeden Cache eine Minute braucht ist man doch 16 2/3 Stunden dran! Somit waere auch klar, wie ich die letzten paar Tage vor der Reise verbracht hatte...

Nun waren wir also hier. Vom Hotel her fuhren wir etwa zwei Stunden weit in die Pampa hinein. Und ich meine wirklich Pampa! Hier war nix. Und alles flach. Hab ich schon erwaehnt, dass Denver Mile-High-City genannt wird? Weil sie sich auf der Hoehe von einer Meile ueber Meer befindet. Ein Hochplateau also. Und wie flach so ein Hochplateau sein kann, ist schon sehr eindruecklich. Da war also wirklich einfach meilenweit nix.

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Ab und zu eine Farm. Ab und zu ein Haus. Ab und zu ein... Friedhof?? Sachen gibts. Sind wohl relativ billige Ruheplaetze hier...

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Ab und zu auch mal ein leerstehendes Haus. Bin das nur ich oder sieht das Haus aus als ob es ein erstauntes Gesicht macht? Vielleicht war es erstaunt dass da zwei Leute am rumstreunen waren. Wahrscheinlich hat es seit Jahren keine Menschenseele mehr gesehen. Das ist dann wohl also das alte Haus von Rocky Docky.

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Ab und zu auch Kuehe. Uebrigens: Wer weiss was das Windrad hier macht? (Man kennt das ja aus Cowboy-Filmen...)

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Loesung: Das Windrad betreibt eine Wasserpumpe. So haben die Kuehe immer genuegend Trinkwasser und es muss nur selten ein Mensch vorbei schauen. Die Kuehe grasen einfach vor sich hin. Ja, hier war so viel Nichts dass wir tatsaechlich auch echte Tumbleweeds gesehen haben. Auch die kennt man ja aus den Western-Filmen. Das ultimative Zeichen fuer "Hier ist nichts. Hier laeuft nichts. Tote Hose."

Wir verbrachten also einen ganzen Tag in dieser Pampa und loggten Cache nach Cache nach Cache. Einer fuhr, der andere huepfte dauernd raus, nach jeder Stunde wird gewechselt. Am Ende des Tages waren wir hundemuede und mussten noch zwei Stunden zurueck zum Hotel fahren. Dann Kassensturz am Abend: 226 Caches! An einem Tag! Neuer Tagesrekord, bei weitem! Yay!

Nur: Das ganze Gebilde hat etwas mehr als 1000 Caches. Mit 226 pro Tag wuerden wir es nicht in 3 Tagen schaffen. Und wir stellten auch fest, dass es keinen Sinn macht, dass ich alleine hier hin gehe waehrend Mathias an der Konferenz ist, weil wenn man selber fahren und immer aussteigen muss kommt man auf keinen gruenen Zweig. Zudem gehen noch 4 Stunden pro Tag fuer die Hin- und Rueckfahrt drauf... Wir beschlossen also, die Caches mal zu lassen. Denn: Auf der anderen Seite von Denver waren die Rockies, und die toenten nun wirklich verlockender als diese Pampa. Flachland haben wir in Indiana schon genug. Schade ist es um die 3 Tage Vorbereitung. Aber vielleicht gehen wir ja wieder einmal nach Denver......

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Die naechsten drei Tage war Mathias an der Konferenz und ich musste mich alleine auf den Weg machen. Am ersten Tag entspannte ich mich und ging ein bisschen Shoppen. Am zweiten Tag suchte ich mir statt der Pampa ein suesses Paerkchen aus. Zwar mit nur irgendwie 10 Caches, dafuer massiiiiivst schoener anzusehen. Sowas von idyllisch:

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Frueher war hier alles voller Bueffel, daran erinnern diese Statuen:

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Mein Zmittag-Baenkli. Natuerlich immer mit Aussicht auf die Rockies.

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Idyllisch hoch drei!

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Auch am dritten Tag musste ich mich morgens noch alleine Beschaeftigen. Ich suchte mir ein vermeintliches zweites schoenes Paerklein aus, was sich jedoch als Gated Community herausstellte - das ist so eine Art abgeschlossenes Wohnquartier. Zu diesem Quartier gibt es genau zwei Zufahrtsstrassen, und die erste, die ich anpeile, ist abgesperrt, da das Quartier ganz neu und noch einiges im Bau ist.

Ich fahre also zur zweiten Zufahrtsstrasse, fahre ins Quartier rein, und suche ewigs nach einem Parkplatz, denn ich bin ja niemanden am Besuchen und Street Parking gibt es hier irgendwie nicht. Und alles ist so sauber und ueberwacht... Schlussendlich parkiere ich beim Golfplatz, es steht nichts von privatem Parkplatz aber ich fuehle mich trotzdem wie ein Verbrecher.

Die Route fuehrt mich durch das Quartier und dann zu der abgesperrten Strasse. Das Ding ist, die Strasse wird auf etwa 100 Metern geflickt oder gebaut, daher ist der Teil abgesperrt. ABER das Trottoir ist schon fertig, auf beiden Seiten. Man kann also auf beiden Seiten auf dem Trottoir bis zur Absperrung gehen. Aber die Absperrung kann man nicht durchqueren, denn die Tuer im Gatter ist abgesperrt. Und zu Fuss zur anderen Zufahrtsstrasse und zurueck zu laufen macht keinen Sinn, das sind einige Kilometer!

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Ich ueberlege und ueberlege und laufe das Gatter 20mal ab... Rechts und links davon sind zwei 2m hohe Mauern, die sind auch keine Option... Es gibt nur eines: Ich muss mich durchzwaengen! Also 20mal nervoes ueber die Schultern geschaut, aber es war wirklich kein Mensch zu sehen. Also Augen zu und durch!

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Uiuiui, jetzt fuehlte ich mich erst recht wie ein Schwerverbrecher. Obwohl beide Seiten des Gatters frei zugaenglich sind. Naja. Hoffentlich hats keiner gesehen! Und ich hatte normale Kleider an und meine Handtasche dabei, ich sah also wohl schon nicht wie ein Penner aus. Trotzdem hab ich mich ziemlich strub gefuehlt und ich war dann froh als ich am fruehen Nachmittag meine Tour abgeschlossen hatte und Mathias abholen konnte!

Am spaeteren Nachmittag fuhren wir dann nach Boulder. Boulder ist ein kleineres Staedtchen eine gute halbe Stunde nordwestlich von Denver (unser Hotel lag irgendwo dazwischen). Waehrend uns Denver mit seinen 600'000 Einwohnern an San Francisco erinnerte, war Boulder mit seinen 100'000 Einwohnern definitiv das Berkeley von Colorado. In den 60ern Wohnort vieler Hippies, ist es heute ein Mischmasch aus Hippies, Hipstern, Wanderern, Ski- und Snowboardfahrern, und jensten anderen Naturburschen, aber auch von Pennern, Geschaeftsleuten und Normalsterblichen.

Das Beste an Boulder ist die Pearl Street Mall. Das ist wie der Name sagt eine Aneinanderreihung von Einkaufslaeden und Restaurants / Coffees, aber, fuer die USA ziemlich untypisch: die ganze Strasse ist autofrei. Und voller Kunstwerke, Blumen, und interessanter Leute. Wir haben keine Fotos gemacht denn das Spannendste ist, sich einfach irgendwo auf eine Bank zu setzen und die Leute zu beobachten. Aber wenn ihr einen Eindruck davon bekommen wollt koennt ihr gerne eine Bildersuche nach Pearl Street Mall machen.

Auch Strassenkuenstler gibt es dementsprechend viele: Musikanten, Artisten und Kuenstler jeder Art. Am speziellsten fanden wir einen, der an einem Brunnen, bei dem das Wasser einen grossen Fels hinab rinnt, mit Blaettern ein Kunstwerk angefertigt hatte. Er war mit solcher Hingabe bei der Sache dass er nur alle paar Minuten ein neues Blatt hinhaengte und dann ewigs beschaeftigt war bis dieses die richtige Form und Position hatte. Sehr seltsam. Aber faszinierend.

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Boulder ist quasi der Zugang zu den Rocky Mountains. Gerade Ausserhalb des Dorfes fangen die Berge an. Am naechsten Tag wollten wir sie dann noch von etwas naeher sehen. Leider wurde das Wetter schlechter, und fuer den Nachmittag war schwerer Regen angesagt, so dass wir nur auf eine kleine Wanderung gehen konnten.

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Trotz duesterem Wetter war es eine sehr schoene Gegend, und die golden leuchtenden Birken machten den matschigen Boden wieder wett.

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Wir entschieden uns fuer eine kurze Wanderung zum "Hidden Lake", die uns mehrfach empfohlen wurde. Unterwegs gab es viele schoene Wasserfaelle zu bewundern.

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Oben angekommen, fanden wir den versteckten See dann doch:

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Wir fanden jedoch dass der Aufstieg schoener war als das Ziel, aber das kann auch am Wetter gelegen haben.

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Da es staerker zu regnen begann machten wir uns jedenfalls relativ schnell wieder an den Abstieg.

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Aber wenigstens waren wir ein bisschen in den Bergen. Schoen wars! Falls Mathias hier wieder mal eine Konferenz hat werde ich gerne wieder mitgehen!

Abends gingen wir zur Belohnung fuer Mathias ins Steak House (Outback, ihr sehts an der Flagge...), und ich bekam zur Belohnung das Tripple-Dessert. Mjamm! Natuerlich konnten wir auch zu zweit nur die Haelfte davon essen, und wie immer in den USA kann man sich die Resten problemlos einpacken lassen. Dummerweise haben wir sie dann im Kuehlschrank des Hotelzimmers liegen gelassen...

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Da das Wetter am letzten Tag immer noch regnerisch war, beschlossen wir, uns die Coors-Brauerei anzuschauen. Nicht ueberraschend wurde die Brauerei von einem deutschen Auswanderer, dem Herr Kuhrs (der seinen Namen spaeter auf Coors aenderte), gegruendet. Die Coors Brewery ist die groesste Brauerei an einem einzigen Standort. Dementsprechend viel Bier hauen sie auch raus!

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Die Tour ist recht gut gemacht: Man bekommt einen Audioguide und kann die einzelnen Stationen so selber ablaufen. Die ganze Tour ist gratis, und trotzdem darf man am Schluss drei verschiedene Biere probieren. Und mit probieren meine ich nicht kleine Probiererlis, sondern normale Bierglaeser. Und das morgens um 11. Grossartig. (Die Tour darf man uebrigens nur einmal pro Tag besuchen!)

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Fun Fact: Die Coors Brauerei hat die moderne Aludose erfunden. Und kurz darauf das Dosenpfand, um Recycling zu foerdern.

Nach der Tour schauten wir uns noch etwas das kleine Staedtchen Golden, in welchem die Brauerei steht, an. Wir fanden nicht allzu viel, aber unter anderem eine Cowboy-Statue, der die Frauen laut Infotafel an den Hintern fassen.

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Was muss das muss!

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Na, geht doch.

Unter anderem fanden wir dann noch unsere ehemalige Goldgraeberbank. Die hat sich hier einen recht schoenen Standort ausgesucht.

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Danach gings ab zum Flughafen und zurueck nach Chicago!

Purdue Halbmarathon

Da wir erst sehr spaet in Chicago landeten, uebernachteten wir dort und gingen am naechsten Tag die IKEA leer raeumen - zumindest so viel bis die Chelsey voll war. Und dann gings zurueck nach West Lafayette zum Stuehle zusammen schrauben. On a related note: Wir haben jetzt vernuenftige Stuehle. Da haette ich also nicht die Geduld gehabt die alle selber zu machen. So sind sie immerhin selber zusammen geschraubt.

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Was haben wir sonst noch so unternommen? Hmmm... Zum Beispiel waren wir in einem Aldi. Lustigerweise haben die auch ein Pfand fuer die Einkaufswagen. Aber da es Dollarmuenzen nur sehr selten gibt funktionieren die Waegen mit einem Quarter, also bisschen mehr als einem Zwanzigerli. Offenbar scheint das trotzdem halbwegs zu funktionieren... Vielleicht gerade eben weil es etwas Spezielles ist.

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Zudem waren wir mal im Bruno's essen. Das ist ein Restaurant mit angeblich schweizerisch-italienischem Essen. Bruno war ein 1951 ausgewanderter Schweizer, ich nehme mal an Tessiner aber ich weiss es nicht. Jedenfalls hatte er danach hier "Bruno's Swiss Inn" eroeffnet was spaeter in "Bruno's" umbenannt wurde. Das Hauptrestaurant sieht wie eine normale Sportbar aus, aber weil vorne voll war kamen wir in einen Anbau, der seeehr schweizerisch dekoriert ist - man sieht etwas die Appenzeller mit Kuehen im Hintergrund, zudem haengen ueberall Kuhglocken und Kuckucksuhren.

Das Restaurant laeuft unter Pizzeria, und die Pizzas sind wohl auch recht gut, aber wir wollten natuerlich das typisch "schweizerische" Essen ausprobieren. So bestellte Mathias ein Cordon Bleu, und war nicht schlecht ueberrascht, als er folgenden Teller erhielt:

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Ein Teller voller Pasta mit Tomatensauce, in der Mitte ein Stueck Fleisch welches im Kaese ertraenkt wurde. Nun ja. Nicht gerade was wir uns als Cordon Bleu gewohnt sind! Ich bekam uebrigens Pasta mit Tomatensauce, was das einzige vegetarische Essen ausser Pizza und Salat war. Meine Frage was denn Marinara Sauce sei wurde mit "like meat sauce without the meat" beantwortet. Na das klaert ja alles. Aber da ich eigentlich nur wissen wollte ob Fleisch drin ist war die Antwort doch genuegend. Wer uns also besuchen kommt und die volle schweizer Experience haben moechte, mit dem gehen wir also ins Bruno's essen. Nicht wegen dem Essen. Wegen dem Erlebnis.

Auch ein Erlebnis war der Halbmarathon, bei welchem wir teilgenommen haben. Das war vielleicht was. Vor ein paar Wochen fanden wir heraus, dass hier in Purdue ein Halbmarathon durchgefuehrt wird. Nun. Mathias hatte ja einmal den zuercher Marathon absolviert. Einfach nur damit er das von der Bucket List streichen kann. Fuer mich war immer klar, einen Marathon schaffe ich nie, das will ich gar nicht erst versuchen. Nun, dies hier ist aber ein Halbmarathon. Hmmmmmm.

Ich bin ja nicht ganz und gar unsportlich. Ich hab frueher Judo gemacht, dann mal Unihockey, dann an der ETH habe ich mich ins BodyCombat verliebt und in Berkeley haben wir mit Tennis spielen begonnen und sind mangels Alternativen ab und zu joggen gegangen. Das Ding ist nur: Ich mag joggen eigentlich gar nicht. Ich finde es aeusserst nervig, "sinnlos" durch die Gegend zu rennen, nicht wenigstens einem Ball hinterher. Dazu kommt: Ich war lange schlecht im Laufen, weil ich immer zu schnell losgerannt bin weil es mir sonst langweilig wurde, und dann war ich nach kuerzester Zeit KO. Erst mit Mathias in Zuerich habe ich richtig joggen gelernt, aber wirklich Spass hat es mir eigentlich nicht gemacht.

Hier in Lafayette haben wir ja nun zum Glueck wieder ein Gym gefunden welches BodyCombat anbietet, wo wir nun wieder zweimal die Woche gehen koennen. Aber am Wochenende waren wir trotzdem ab und zu Tennis spielen - oder eben laufen. Durch das Combat bin ich im Moment relativ fit, und so dachten wir uns: Sollen wir den Halbmarathon probieren? Hmmm...

Ich bin noch nicht oft Rennen gelaufen. Eigentlich nur einmal in San Francisco das Bay to Breakers, das sind etwa 13 Kilometer. Nun, ein Halbmarathon ist 21.0975 Kilometer. Schon ein bisschen mehr! Es war etwa fuenf Wochen vor der Durchfuehrung, und eine Woche vorher wuerden wir in Colorado sein. Mathias hatte bei der Arbeit viel zu tun und aufs BodyCombat wollten wir auch nicht verzichten, was praktisch Di/Mi/Do/Fr ausschloss da wir Di und Do Combat haben und Mi und Fr demzufolge Muskelkater. Also blieb noch das Wochenende zum trainieren. Wir gingen also ein paar Male am Wochenende rennen. 5, 6 Kilometer ging ganz gut. Aber 21? In Colorado gingen wir dann jeden Tag in den Fitnessraum des Hotels. Fuer eine halbe Stunde! Ein Halbmarathon wuerde etwa drei Stunden dauern!

Wieder zuhause beschlossen wir, den ultimativen Test zu wagen: Eine Woche vor dem Halbmarathon rannten wir eine Strecke von ca. 13 Kilometer, und das ging eigentlich ganz gut. Ich beschloss: Ich probiers. Wann wenn nicht jetzt. Juenger werden wir alle nicht, und sportlicher hoechstwahrscheinlich auch eher nicht...

Dann, am Donnerstag, zwei Tage vor dem Lauf, war ich ploetzlich erkaeltet. Mathias war in der Woche vorher etwas am kraenkeln, insofern war das keine grosse Ueberraschung. Das Ding war nur: Bis Donnerstag Abend lief die Anmeldefrist fuer den Halbmarathon! Ich beschloss, trotzdem mit ins Combat zu gehen, und das ging nicht wirklich gut, aber anschliessend fuehlte ich mich besser. Also beschlossen wir, uns doch anzumelden.

Am Freitag Morgen war ich noch etwas durch den Wind, trank literweise Tee und schlief den halben Morgen durch, aber danach war ich wieder ziemlich fit. Am Abend kochten wir einen Riesentopf Nudeln und stopften uns mit Kohlenhydraten voll. Wir konnten unsere Startnummer abholen gehen. Zudem gab es ein Shirt - bei meinem war der Schneider wohl schon etwas muede:

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Am Samstag morgens um sieben gab es nochmal einen Teller Nudeln, und dann gings los. Unglaublich wie viele Leute dafuer bezahlen, dass sie an einem kalten Samstag morgens um acht physische Qualen erleiden duerfen...

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Mein Ziel war es, in weniger als drei Stunden durchs Ziel zu kommen. Das schafft man mit einem Schnitt von 7 km/h, ich fand alles was langsamer ist ist nicht mehr joggen. Angestrebt haben wir etwa eine Zeit von 2:30, also eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 8.5 km/h.

Bis Meile 9 ging alles ganz problemlos. Ich rannte schoen gemuetlich und versuchte, mich nicht durch die Masse anderer Menschen irritieren zu lassen. Mathias rannte mit mir zusammen - er waere zwar alleine etwas schneller gewesen aber da wir nicht gross Zeit zum trainieren gehabt hatten und er immer nur mit mir und in meinem Tempo trainiert hatte machte das keinen grossen Sinn. Und ich war ganz froh dass er bei mir war, denn ab Meile 9 taten mir ploetzlich Knie und Leiste weh und mein Tempo wurde etwas langsamer. Da muss man dann durch... Etwas spaeter ging es zwar wieder besser, aber nur etwa bis Meile 12. Die letzte Meile dann, die war ein ziemlicher Kampf, krass wie viel dabei ein mentales Problem ist. Aber auch ein koerperliches, denn fieserweise ging es ganz leicht bergauf. Aber was solls, nur noch ein paar hundert Meter, und dann nie mehr joggen! Zumindest nicht in den naechsten paar Tagen.

Als wir dann die letzten 200 Meter aufs Ziel zu rannten - es ging ganz leicht abwaerts - war alles vergessen und wir rannten gluecklich auf den Torbogen zu. Und ich war dann doch etwas erstaunt, dass die Uhr da erst 2:11 anzeigte! Wow, cool! Da wir ja aber nicht bei den Vordersten mitgerannt sind, gingen wir nicht 0:00 durch den Start sondern etwas spaeter, daher sind unsere offiziellen Zeiten 2:09:35.7 fuer Mathias und 2:09:37.8 fuer mich - auf den letzten Metern hat er mich dann doch noch abgehaengt. Aber wir waren unter 2:10! So cool. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet - das ist eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 9.7 km/h! So schnell hat sich das eigentlich nicht angefuehlt...

Nach dem Rennen musste ich noch kurz posieren - ich hoffe man sieht wie schmerzhaft ich die Zaehne zusammenbeisse!

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Als Beweis bekamen wir natuerlich gut amerikanisch eine Medaille:

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Yay!

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So, ein paar Bananen und Muesliriegel verdruecken und dann ab nach Hause! Den Rest des Tages haben wir uebrigens sitzend, liegend, schlafend, TV schauend, lesend und computernd verbracht. Und den Sonntag gleich auch noch. Ab dann gings langsam wieder.

So viel zu meiner Halbmarathon Erfahrung. Mathias hat am Schluss gemeint: Naechstes Jahr versuchen wir, unter 2:00 zu kommen! Bisher hab ich ihn dabei nur ausgelacht aber wer weiss... Dauert ja noch ne Weile.

Jetzt seht ihr auch, warum die Haus-Weiterentwicklung eher brach gelegen hat. Vor lauter Colorado und Halbmarathon kommt man ja zu nix. Ein paar wenige Sachen haben sich veraendert. Zum Beispiel haben wir den Feuchtigkeitsregler ausgetauscht. Ratet mal, warum.

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Grauenhaft haesslich, das Ding!

Das Bett ist nun auch endlich fertig. Euch ist vielleicht aufgefallen, dass der Rahmen etwas zu gross war fuer die Matratze. Das war Absicht. Denn: Mathias ist ja ziemlich lang. Etwa 196cm. Und die Matratzen sind alle 200cm lang. Nun ist 200 zugegebenermassen groesser als 196, aber man legt ja seinen Kopf normalerweise nicht buendig zur Matratze hin. Was zur Folge hat dass Mathias' Fuesse oft unten raus gucken. Ihm ist das zwar egal, er hat sich laengst daran gewoehnt, aber es ist trotzdem muehsam weil zum Beispiel die Decke so ueberhaengend aus dem Bett haengt und dadurch dazwischen ein Loch entsteht wo kalte Luft reinkommt. Long story short: Ich wollte, da ich das Bett schon selber gemacht habe, das Problem gleich loesen.

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Schritt eins: Oben und unten 5cm Schaumstoff anhaengen.

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Wer will kann die Kante etwas abrunden.

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Schritt zwei: Fixleintuch drueber.

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Tataa! Jetzt ist die Matratze 210cm lang und Mathias haengt hoffentlich nicht mehr raus.

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Mehr hat sich im Haus nicht getan. Vielleicht bis zum naechsten Blogeintrag.

Am letzten Dienstag haben wir das Combat geschwaenzt und uns dafuer das Musical Mamma Mia! angeschaut. Die Truppe ist fuer einen einzigen Abend nach West Lafayette gekommen, und wir konnten sie uns fuer gerade mal 30 Dollar pro Person anschauen. Das liessen wir uns natuerlich nicht entgehen!

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Mal wieder etwas zu 70er-Jahre-Musik schunkeln...

Die Auffuehrung war in der Elliott Hall of Music, die im 40er-Jahre-Stil gebaut ist. Man fuehlt sich also wie kurz vor dem 2. Weltkrieg. Die Stuehle waren so eng gebaut dass Mathias mit den Knien den Vordermann hinterm Ohr kraulen konnte, und so schmal, dass wir froh waren nicht zwischen zwei dicken Amis sitzen zu muessen. Auch mal eine witzige Erfahrung.

So, und jetzt freuen wir uns mal wieder auf ein voellig unverplantes Wochenende - wahrscheinlich werden wir es mit Laubrechen verbringen...

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