Die Einweihungsparty

Ich muss noch einen Nachtrag zum letzten Blogeintrag anfuegen. Ich hatte ja geschrieben, dass wir das Musical "Mamma Mia!" angeschaut hatten. Als das Musical zu Ende war, und wir mit der Masse aus dem Saal stroemten, waren neben mir zwei Maedels, und die eine sagte gerade zur anderen: "Des wor so zviu!". Da musste ich mir echt Muehe geben nicht laut loszulachen. Zey are everywhere, ze Germans! Oder vielleicht warens auch Oesterreicherinnen. Wie dem auch sei, es war witzig.

Umbauarbeiten

Das Wochenende danach hatten wir dann wirklich im Garten verbracht, zumindest einen Teil davon. Mathias hatte sich eine Saege und ein Beil gekauft und war danach natuerlich nicht aufzuhalten. Der Baum muss weg! Keine Ahnung warum die den Baum ueberhaupt so gross hatten werden lassen. Es macht keinen Sinn dort, erstens steht er ziemlich nahe am Maeuerchen, und zweitens direkt unter bzw. in den ganzen Leitungskabeln. Daher hatte schon mal jemand ein paar Aeste abgesaegt, aber sehr unprofessionell - teils Aeste hingen halb abgebrochen herunter, und ein Teil des Baumes war trotzdem mitten in die Kabel hineingewachsen... Nun, wir fanden, der Baum hat hier keine Zukunft, und daher durfte Mathias ihn niederkaempfen.

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Mit saemtlichen Leitern der Nachbarn und in mehreren Anlaeufen wurde der Baum dann gekuerzt und gefaellt. Wenigstens haben wir jetzt genuegend Brennholz fuer die naechsten 5 Grillfeuer - oder, wie Mathias sagt: fuer ein grosses Feuer!

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Zudem waren wir kraeftig am Laubrechen. Hier in der Gegend gibt es massenweise Baeume, wahrscheinlich weil die Stadt erst seit etwas mehr als hundert Jahren besiedelt ist. Zum Glueck haben die damals nicht einfach alles kahl geschlagen, sondern nur so viel wie noetig war. (Darum hab ich Mathias auch nicht die grosse Eiche faellen lassen. ;) ) Wir wohnen also praktisch in einem lichten Waeldchen. Und all diese Baeume verlieren, wie schon geschrieben, jedes Jahr massenhaft Laub. Viel zu viel als dass man es selbst kompostieren koennte - wir haben schon einen zweiten Kompost gekauft und der ist jetzt schon voll.

So sieht unsere Strasse uebrigens von oben aus:

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Schon ein bisschen krasser gruen als das in der Schweiz normalerweise aussieht. Unser Haus zum Beispiel sieht man praktisch nicht vor lauter Baeumen.

Die Stadt loest das Laub-Problem sehr suveraen: Es gibt im Herbst zusaetzlich zu den woechentlichen Gruenabfuhren drei zusaetzliche "Laub-einsammel-Daten". An diesen drei Daten darf man sein Laub einfach auf die Strasse rechen und es wird dann eingesammelt, man muss es also nicht in Eimern an den Strassenrand stellen. Da machen wir natuerlich mit und rechen unser Laub brav an den Strassenrand:

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Und dann noch ein bisschen mehr Laub:

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Sieht relativ moderat aus von so weit entfernt aber glaubt mir, das sind viele Kilos Laub!

Und schwupps wird alles eingesammelt.

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Das war der zweite von drei Einsammeltagen, der letzte ist etwa in einem Monat. Nachdem wir am Samstag also kiloweise Laub an den Strassenrand gebracht hatten, sagten uns die Nachbarn am Sonntag, dass das erst etwa 20% des ganzen Laubs gewesen sei... Na dann. Zum Glueck macht uns das Gaertnerlen im Moment noch Spass!

Dann habe ich wieder mal ein bisschen gemalt. Natuerlich ist es mir erst dann in den Sinn gekommen, ein "vorher-Bild" zu machen, als ich bereits die Ecken gemalt habe, aber das ist nicht wirklich schlimm weil so sieht man wenigstens den Unterschied. Das ist ja auf Fotos nicht immer ganz einfach zu erkennen. Ich habe also einen Teil des Esszimmers gestrichen:

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Und so sieht die fertige Wand aus:

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Die Wand links hab ich ausgelassen, die wollen wir naemlich rausreissen. Das ist die Wand zwischen der Kueche und dem Esszimmer, und es gibt verschiedene Gruende, warum wir sie entfernen wollen - hauptsaechlich weil wir einen groesseren, helleren, offeneren Raum wollen. Aber dazu schreibe ich dann mehr wenn wir in die weitere Planung gehen.

Auf der anderen Seite dieser Wand hing irgend so ein Kaestchen mit einem Kabel (Telefon? Keine Ahnung...), das wahrscheinlich seit Jahrzehnten nicht mehr benutzt wurde und hoechstwahrscheinlich auch nicht mehr funktioniert. Also weg damit.

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Dabei haben wir was Interessantes herausgefunden: Die Waende in der Kueche waren offenbar auch mal alle gruen! Erinnert ihr euch noch an den Vorratsschrank, der ja gruen war? Ich dachte das waren nur die Schraenke, aber offenbar war die ganze Wand so gruen. Die hatten wirklich einen interessanten Farbgeschmack damals.

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Auch interessant ist: Als die Kueche dann weiss gemalt wurde, wurde einfach ueber das Kabel hinweg gemalt. Da bin ich die ueber Sockelleisten malt ja noch harmlos dagegen!

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Dann habe ich die ganzen Blumen, die vor unserer Tuer standen (man sieht sie auf zwei der oberen Bilder noch so halb unter dem Laub...), eingewintert. Lustigerweise habe ich das am Donnerstag gemacht, und am Freitag hatte es tatsaechlich geschneit! Zwar nur fuer 2 Minuten und natuerlich ist nichts liegen geblieben, aber es war trotzdem lustig.

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Jedenfalls haben wir jetzt auf herbstliche Dekoration umgestellt!

Halloween und Einweihungsparty

Tja, und dann fanden wir, es sei langsam an der Zeit, eine Hauseinweihungsparty zu machen. Da etwa zeitgleich Halloween war, nutzten wir die Gelegenheit und legten die Party auf den Halloween Abend. So konnten wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

Da sich viele Festlandeuropaeer etwas schwer tun mit Halloween, moechte ich dazu kurz ein paar klaerende Dinge schreiben.

  1. "Halloween ist ein (bloeder) Ami-Brauch"

Das stimmt so nicht ganz. Da es die USA noch nicht so lange gibt, sind einige ihrer Feiertage importiert. So auch Halloween. Halloween, "All Hallows' Eve", kommt urspruenglich aus Irland. Der "allerheilige Abend", also der Abend vor Allerheiligen, wurde dort schon lange gefeiert. Die irischen Auswanderer brachten diese Brauchtuemer mit und bauten sie aus.

  1. "Es geht doch nur um Suessigkeiten"

Das "trick or treat" (ich glaube im deutschsprachigen Raum heissts "Suesses oder Saures") Suessigkeiten Einsammeln kommt ebenfalls aus Irland und England. Frueher zogen viele Kinder und Arme um die Haeuser der Reichen und boten ihnen an, fuer sie zu beten, und bekamen dafuer Kuchen geschenkt. Der christliche Hintergrund ist heutzutage etwas verloren gegangen, aber seien wir ehrlich: Wer denkt schon beim Verspeisen eines Schokoosterhasen an die Auferstehung Jesu?

  1. "Halloween ist ein satanistisches Fest"

Bloedsinn. Halloween ist stockkatholisch. Es werden weder boese Geister beschworen noch Tiere oder gar Menschen geopfert. Wer Halloween mit satanistischem Gedankengut assoziiert hat schlicht keine Ahnung. Natuerlich gibt es Deppen, die (auch sonst) solche Dinge tun, das hat mit Halloween absolut nichts zu tun. Halloween ist ein Fest, an dem man den Toten gedenkt. Man GEDENKT ihnen. Nichts weiter.

  1. "Verkleiden ist langweilig / doof / kann man sich an Fasnacht"

Wem das Verkleiden nicht liegt, der solls lassen, ganz einfach. Es ist keine Pflicht. Ja, in Kontinentaleuropa verkleidet man sich an Fasnacht, einem anderen Brauch. Aber darf man sich wirklich nur einmal verkleiden? Warum sollte es nicht noch einen anderen Tag geben an dem man das darf? Schliesslich macht es offensichtlich vielen Leuten Spass... Das Verkleiden hat seinen Ursprung uebrigens darin, dass Halloween ja wie gesagt ein Fest ist, an dem man den Toten gedenkt. Die Leute verkleideten sich, um dem Tod ein Schnippchen zu schlagen: Wenn der Tod sie sucht, und nicht findet (weil er wohl zu bloed ist die Verkleidung zu durchschauen.....), dann geht er vielleicht wieder...

  1. "Wir brauchen keine auslaendischen Feste bei uns, wir haben unsere eigenen."

Nun, dazu gibt es zwei Ebenen. Die erste Ebene ist, wir brauchen keine weiteren Feste. Wirklich? Ich persoenlich finde einen Grund zum Feiern immer schoen. Und wer etwas nicht feiern will, muss ja nicht. Es finden auch nicht alle Leute Weihnachten oder Ostern oder Fasnacht gut. Man muss ueberhaupt nicht mitmachen. Fakt ist jedoch, dass viele Leute gerne (mehr) Feste haben, und ich finde, dann soll man sie doch feiern lassen.

Die zweite Ebene ist, wir brauchen keine auslaendischen Feste. Nun. Also erstens sind alle Feste irgendwie entstanden. Die sind nicht einfach seit immer da gewesen und in Stein gemeisselt. Weihnachten zum Beispiel, eines der urchristlichen Feste, war ja ein nordisches Lichterfest. Und die Roemer waren so clever und hatten Jesus' Geburtstag zufaelligerweise (ha, ha) auf diesen Tag gelegt. Praktisch, nicht? So macht man die Heiden zu Christen, und gibt den Christen ein schoenes Fest. So entstehen eben Feiertage. Zudem gibt es in der Schweiz seit ein paar Jahren Oktoberfeste. Nur so als Beispiel. Urschweizerisch? Ach was. Ein schoener Grund zum Feiern? Klar! Manchen Leuten scheint das Spass zu machen, anderen eben nicht. Ich finde, ein Grund zum Feiern ist immer nett. Solange niemand gezwungen wird, mitzufeiern. (Dass viele Arbeitnehmer ueber Weihnachten frei nehmen muessen obwohl ihnen dieses Fest vielleicht gar nichts sagt, ist eine aehnliche Thematik, die man mal angehen sollte...)

Und dann gibt es noch Leute, die einfach konkret etwas gegen amerikanische Braeuche haben. Die duerfen dann aber konsequenterweise auch keinen Valentinstag feiern. Der kam naemlich via USA in den deutschsprachigen Raum. Findet ihr eh bloed, den Valentinstag, oder? Na, und was ist mit dem Muttertag? Auch der kommt urspruenglich aus den USA. Ha. Nicht alles was von hier drueben kommt ist per se bloed. Ja, es stimmt dass die USA eine Tendenz hat, alle solchen Feiertage zu kommerzialisieren. Und da finde ich es OK wenn man sich davon fern halten will. Aber einfach alles aus den USA als "bloed" titulieren einfach nur weil es aus den USA kommt finde ich etwas undifferenziert.

  1. "Die ganzen Kinder die an meine Tuer klopfen und Suessigkeiten wollen nerven"

Ja, ich verstehe dass es Leute, die eben Halloween nicht feiern wollen, nervt, wenn dauernd Kinder klopfen. Da der Halloween-Brauch in Kontinentaleuropa noch so jung ist, wissen eben viele Leute noch nicht, wie "es" "richtig" geht. In Amerika ist es so, dass man nur zu Haeusern geht, die dekoriert sind, sozusagen ein Zeichen dass sie "mitmachen". Nur bei dekorierten Haeusern bei denen das Licht brennt geht man trick-or-treaten. Die anderen Haeuser werden ausgelassen. Ich hoffe dass man das in Europa auch mal lernt, dann werden keine Leute mehr genervt die sich von dem Brauch fernhalten wollen, und es ist einfacher fuer die Leute, die eben gerne feiern wollen.

Zusammenfassung: Leben und leben lassen! ;) Uebrigens, in der Schweiz hatten wir auch nie Halloween gefeiert. Ich finde auch nicht, dass man bei jedem Brauch mitmachen muss. Aber ich finde eben auch, dass das jeder fuer sich entscheiden soll. Wer einfach nur Halloween als "bloed" bezeichnet macht es sich meiner Meinung nach etwas zu einfach.

Da wir nun aber in den USA sind, sind WIR ja die, die sich dem anderen Kulturkreis anpassen sollten. Und das haben wir dann auch gerne gemacht. Nachdem wir den Brauch die letzten zwei Jahre eher ignoriert hatten (wir hatten zwar Suessigkeiten aber es kamen ja nie Kinder vorbei...), wollten wir jetzt mal mitmachen. Also haben wir unsere Einweihungsparty auf Halloween gelegt und in den Einladungen auch geschrieben, dass eine Verkleidung zwar gern gesehen, aber optional ist. Denn wir wussten dass viele nicht-Amerikaner dabei sein wuerden, und wir wollen ja niemanden abschrecken.

Erfreulicherweise hatten wir nach kurzer Zeit schon ein paar Anmeldungen. Also machten wir uns daran, uns und unser Haus ein wenig zu dekorieren.

Als erstes kam ein Gargoyl ins Fenster. Wir wollten unser Haus ja als "teilnehmend" markieren, falls Kinder in der Gegend sein wuerden. Unsere Nachbarn hatten uns zwar schon gesagt dass unsere Gegend eher flau sei: Erstens wohnen nicht allzu viele Kinder hier und zweitens ist es eine sogenannge dunkle Strasse, also eine in der keine Strassenlampen leuchten. Insofern machten wir uns keine grossen Hoffnungen, aber man weiss ja nie.

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Von aussen schaut der Gute ganz schoen finster drein!

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Dann kam unsere Verkleidung. Ich moechte an dieser Stelle noch betonen, dass Mathias das Thema Piraten ausgewaehlt hat. Ich dachte eigentlich, dass ich vor ein paar Jahren meine letzte Piratenparty geschmissen haette, aber wenn Mathias sich Piraten als Thema aussucht, sage ich natuerlich nicht nein!

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Hier seht ihr Mathias als Suedseepirat. Findet ihr die Haare nicht auch fabulous?!? (Ich hatte mehrere Lachanfaelle deswegen...)

Und auch ich bekam ein schickes Piratenoutfit.

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Und auch der Tisch bekam ein schickes Piratenoutfit.

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Die Bar wurde aufgestockt...

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...und sowieso wurde das ganze Wohnzimmer etwas aufgepeppt.

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Mathias freut sich schon auf die Gaeste!

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Auch im Badezimmer wartete eine Ueberraschung:

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Ist das gruselig, oder was!?

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Den Tag vor der Party verbrachte ich hauptsaechlich in der Kueche. Ich LIEBE Lebensmittelfarbe, und heute konnte ich mich mal richtig austoben.

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An meinen gestalterischen Faehigkeiten arbeite ich noch... Aber man erkennt glaub was es sein sollte. Ein Spinnen-Lebkuchen...

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...und Piratenflaggen-Lebkuchen...

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...und ein Gehirn-Bananenbrot...

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...und ein paar gruselige Muffins.

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So, alles bereit, die Gaeste koennen kommen!

Und erfreulicherweise kamen mehrere verkleidet. Zum Beispiel Pige und Dimitra. Sie hatten sich auf einer ihrer letzten Weltallreisen ein kleines Alien-Problem eingefangen, doch dank Halloween fiel das niemandem gross auf.

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Tiark hingegen hatte auf seiner Anfahrt zur Party einen kleinen Unfall. Der Bus sieht uebler mitgenommen aus. Tiark selbst hat nur einen kleinen Kratzer.

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Milind a.k.a. Alex aus Clockwork Orange bewacht den Kuehlschrank. Nicht jeder darf sich einfach so ein Bier schnappen!

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Und dann gibts noch ein obligates Gruppenbild. Hier ist auch noch Tiarks Frau Maria im Bild, sie ist ein Schmetterling der sich in einem Spinnennetz verfangen hat.

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Insgesamt kamen 13 Leute, es war ein sehr lustiger und gemuetlicher Abend und wir hatten viel gelacht. Es war so schoen, einfach mal wieder unter neuen Freunden zu sein. Sowas hatte uns in Berkeley wirklich gefehlt. Wir sind zuversichtlich, dass es uns hier besser gefallen wird - nicht wegen der Location, denn das war in Berkeley natuerlich viel spezieller, aber wegen den Leuten.

Thorntown

Den Samstag gingen wir dementsprechend ruhiger an. Aber heute Sonntag waren wir wieder unternehmenslustiger, und so machten wir uns auf nach Thorntown, einem winzigen Staedtchen suedlich von Lafayette.

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In Thorntown gibt es nicht viel zu sehen. Aber es gibt einen suessen Wanderweg der mal eine Eisenbahnstrecke war. Mit ganz viel Laub zum Rascheln am Boden!

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Irgend ein Scherzbold hat sogar ein paar Baeume dekoriert. Sachen gibts.

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Weil das frueher mal eine Eisenbahnlinie war, ist der Weg ziemlich gerade.

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Und ja, ihr habt richtig geraten: Natuerlich gibt es entlang des Wanderweges auch ein paar Caches!

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Und einen kleinen See.

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Im letzten Cache verstauten wir noch einen Travelbug.

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Und dann ging die Sonne schon wieder unter...

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...und Lumchen sitzt im Dunkeln!

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Nach einem Besuch in einem leckeren chinesischen Restaurant schliessen wir diese schoene Woche nun zuhause mit ganz viel uebrig gebliebenem Kuchen ab.

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