Suedamerika, Teil III: Bolivia und Chile

Nach zwei fantastischen Wochen flogen wir also nach Bolivien. Erinnert ihr euch noch an meine Beschreibung ueber die Landung in Cusco? Die war ja ziemlich abenteuerlich, da mitten in den Anden. Der Abflug war vergleichsweise harmlos, doch dann kam die Landung in La Paz beziehungsweise in El Alto. El Alto ist die Nachbarstadt von La Paz. Frueher war sie ein Stadtteil von La Paz, bis sie 1985 eine unabhaengige Stadt wurde. Unterdessen ist El Alto sogar groesser als La Paz und die zweitgroesste Stadt in Bolivien. La Paz kommt an dritter Stelle. Die Hauptstadt, Sucre, kommt erst an sechster Stelle.

El Alto heisst auf Deutsch "die Hoehe", und das ist ein ziemlich treffender Name, denn die Stadt liegt auf ca. 4000 Meter ueber Meer. Und ja, das alles erzaehle ich euch natuerlich, weil der Flughafen von La Paz in El Alto liegt. Und somit auf 4061 Meter. Das ist fuer einen Flughafen ziemlich hoch. El Alto ist der hoechste internationale und der am fuenfthoechsten gelegene kommerzielle Flughafen der Welt. Die vier hoeheren sind uebrigens alle in China. Und ein so hoch gelegener Flughafen birgt einige Probleme.

Zwar liegt El Alto auch in den Anden, die Berge sind jedoch kein Problem fuer die Flugzeuge, denn La Paz befindet sich in einer riesigen Hochebene. Also wirklich riiiiesig. Ich empfehle, mal auf Google Maps nach La Paz zu suchen und dann die Satellitenansicht auszuwaehlen. Und dann ein bisschen raus zu zoomen. Das sieht echt eindruecklich aus. Wenn man lange genug raus zoomt, sieht man auch irgendwann den Titicacasee... Aber dazu spaeter. Jetzt zuerst nochmal zum Flughafen.

Warum ist also die Hoehe ein Problem? Genau, wegen der duennen Luft! Damit die Flugzeuge genuegend Auftrieb haben, muessen sie mit hoeherer Geschwindigkeit starten und landen als in tieferen Regionen. Dafuer brauchen die Flugzeuge speziell gestaerkte Reifen, und sie duerfen auch nicht zu schwer geladen sein. Es koennen auch nur kleine Flugzeuge hier landen, keine Grossraumflugzeuge. Und die Piloten, die El Alto anfliegen duerfen, muessen glaub auch eine spezielle Schulung haben, was immer das heissen mag. Der Flughafen wird gerne von Flugzeugherstellern als Testflughafen verwendet. All das toent ziemlich interessant, aber nun ja - ausser einer etwas schnelleren Landung als sonst merkt man als Passagier eigentlich keinen Unterschied.

Skilift und kaempfende Cholitas

Nun sind wir also in Bolivia gelandet. Von einem Taxi lassen wir uns zum Hotel fahren und checken ein. Der Receptionist erklaert uns, dass heute Abend (wie jeden Sonntag) ein "traditioneller Anlass" sei. Fighting Cholitas. So eine Art Showkampf mit traditionell gekleideten Damen. (Cholita heisst etwa so viel wie "Liebling".) Oehm, ja. Wir sagen, wir lassen es uns mal durch den Kopf gehen. Eigentlich toent das Ganze etwas seltsam, aber waehrend wir uns im Hotelzimmer einrichten und ueberlegen, was wir heute noch anstellen koennten, finden wir die Idee ploetzlich gar nicht mehr so wild. Warum eigentlich nicht? Man kann ja auch mal was besuchen, was einen nicht gross interessiert... Ausserdem kostet der ganze Spass nur 10 Dollar pro Person. Also, why not!? Wir kaufen also beim Receptionisten Tickets und er erklaert uns, dass wir im Hotel mit dem Bus wuerden abgeholt werden. Na dann.

Bis dahin haben wir aber noch etwas Zeit. Wir gehen also auf eigene Faust die Stadt erkunden. La Paz ist eine ziemlich grosse Stadt, aber - nun ja, Sehenswuerdigkeiten gibt es jetzt nicht sooo viele. Etwas was man jedoch unbedingt machen soll, ist, mit der Teleférico zu fahren. Die Teleférico ist eine Drahtseilbahn, die mitten durch die Stadt geht. Die Idee ist nicht neu, es gibt mehrere Staedte die sowas haben. Aber die Seilbahn in La Paz ist relativ neu, relativ lang, und soll noch weiter ausgebaut werden. Bisher gibt es drei Linien, sechs weitere sind in Planung. Sie haben das Ziel, das groesste urbane Seilbahnnetz zu bauen.

Wir suchen also den Eingang zur roten Seilbahn. Und was wir da sehen, ist schon unglaublich witzig: Es sieht wirklich aus wie ein Skilift, der statt auf den Schneeberg durch die Stadt geht. Ganz genial. Die Einstiegshalle, die Gondeln, alles sieht aus wie bei uns in den Bergen. Die Anlage wurde sogar von Doppelmayr gebaut! Wir fuehlen uns also praktisch heimisch. Natuerlich wollen wir die Dinger nicht nur anschauen, sondern auch damit fahren. Wir besorgen uns also Tickets: Drei Bolivianos fuer einen Weg, sechs fuers Retourticket. Sieben Bolivianos sind etwa ein Dollar bzw. Franken. Eine Fahrt mit der Gondel kostet also knapp 50 Rappen. Wow. Das ist natuerlich super, denn so koennen sich das auch die Einheimischen leisten. Und das tun sie auch gerne.

Wir teilen unsere Gondel nach oben mit sechs Bolivianern. Voellig begeistert versuchen sie, uns alles ueber ihre tolle Seilbahn zu erzaehlen. Sie sind mega stolz darauf und freuen sich, dass auch wir uns freuen. Wir koennen leider nur mit Haenden und Fuessen knappe Antworten zusammenstottern, aber das reicht zur interkulturellen Kommunikation. Sie wissen, dass wir in der Schweiz solche Gondeln zum Skifahren verwenden. Es ist wirklich eine unterhaltsame Fahrt. Und so sieht das Ganze dann aus:

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Sag ich doch. Ein Skilift in der Stadt. Genial.

La Paz besteht aus vielen Backsteinbauten. Offenbar muss man hoehere Steuern zahlen, wenn man ein Gebaeude bemalt, daher lassen das viele Leute lieber gleich bleiben. Fuer unsere Augen sieht das etwas seltsam aus, wie halbfertig. Aber man gewoehnt sich daran. Das Beste ist jedoch: Viele Leute haben eine Mauer um ihr Haus oder sogar einen Innenhof. Sprich, wenn man durch die Strassen geht, sieht man praktisch nur Backsteinwaende. Aber hier kommt nun die dritte Dimension ins Spiel! Wir gehen ja nicht mehr durch die Strassen, sondern wir schweben darueber hinweg! Und nun koennen wir allen Leuten in den Garten oder Innenhof schauen! Und das ist unglaublich spannend! Ich konnte mich wirklich kaum satt sehen! Lustig ist, manche Geschaefte hatten die dritte Dimension schon als Werbemoeglichkeit entdeckt, und haben ihre Daecher mit Werbebotschaften und Telefonnummern bemalt. Ich frage mich ja, wie lange es geht, bis die Stadt von oben ganz anders aussehen wird... Ob man wohl auch Steuern zahlen muss, wenn man sein Dach bemalt?

Oben angekommen, wartet eine weitere Ueberraschung auf uns: Ein riesiger Markt. Offenbar ist der auch immer sonntags, davon wussten wir nur nichts. Aber wir packen die Gelegenheit natuerlich beim Schopf, und schlendern gemuetlich durch die vielen Staende. Es gibt so viel zu sehen. Denn wie auch in Peru gibt es hier praktisch keine Kaufhaeuser, es wird alles auf dem Markt gekauft. Der Markt ist dann auch aufgeteilt wie ein riesiges Kaufhaus: Zuerst befinden wir uns in der Autoteile- und Gebrauchtauto-Abteilung, dann laufen wir an Kleidern vorbei, kommen zu den verschiedenen Nahrungsmitteln, und anschliessend in die Restaurant-Gegend. Wir geniessen einen frischgepressten Saft: Mathias Orange, ich Mandarine. Mmh!

Dann faehrt auf einmal eine Honigfabrik an uns vorbei. Laufend wird hier Honig fabriziert und dann werden die Waben verkauft. Spannend!

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Wir nuetzen die Gelegenheit, hier oben zu sein, und geniessen die Aussicht. Das ist ein weiterer Vorteil der Drahtseilbahn: Die Bahn kann flach oder steil gebaut werden, je nach Topologie. Und gerade in La Paz macht dies Sinn: Die Stadt selber liegt ja auf der Ebene, aber rundherum hat es steile Anhoehen, zum Beispiel gerade nach El Alto hoch. Und diese steilen Strecken sind ein grosses Problem fuer den Verkehr. Erstens sind die Strecken viel befahren, es gibt also sehr viele Autos und Busse auf der Strecke, aber die Strasse kann nicht beliebig weit ausgebaut werden. Zudem gibt es so steile Strecken, auf welchen Autos Schlangenlinien fahren muessen. Mit der Drahtseilbahn kann man einfach hochschweben. Ja, ich bin voll Begeistert vom Skilift. Und die Aussicht ist auch nett.

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Schlussendlich muessen wir aber den interessanten Markt hinter uns lassen und mit der Seilbahn wieder herunter fahren. Dafuer kann ich nochmal Innenhoefe anschauen. Wir laufen zurueck zum Hotel, und werden kurz darauf vom Bus abgeholt. Der ist schon ganz voller Touristen. Wir sind schon mal erleichtert, dass wir offenbar nicht die einzigen Deppen sind, die uns die Tour haben aufschwatzen lassen... Lustigerweise faehrt der Bus dann wieder genau die Strecke hoch, die wir vorhin mit der Seilbahn heruntergefahren waren. Na wenn wir das gewusst haetten... Nee, ich haette mir die Gondelfahrt trotzdem nicht nehmen lassen.

Wir keuchen also mit dem alten Lotterbus die steile Strasse hoch. Eine nette Dame, die zum Glueck ziemlich gut Englisch redet, erklaert uns, was auf uns zukommen wird. Wir gehen uns Wrestling anschauen. Aeh, Moment, traditioneller Showkampf...? Wrestling also. Mhm. Offenbar wird es immer "die Guten" und "die Boesen" geben, und es ist nicht vorher klar, wer gewinnt. Also nicht immer die Guten, wie man meinen koennte. Zudem habe es mehrere Schiedsrichter, von denen aber manche nicht gerade unparteiisch seien. Na sowas. Und die Kaempfe seien natuerlich mehr oder weniger gestellt, aber trotzdem Sport. Jo, das glaube ich gerne! Das kann ja heiter werden...

Der Bus haelt vor einer grossen Halle. Wir werden durch die vielen lokalen Besucher geschleust und bekommen Logenplaetze. Offenbar knoepfen sie den Touris etwas mehr ab als den Locals. Ist ja auch fair. Hinter uns fuellen sich die Plaetze, und die Stimmung hebt sich. Die Locals rufen und johlen, und dann gehts auch schon los. Durch einen schoen dekorierten Eingang kommt nun Kaempfer um Kaempfer auf die Buehne. Natuerlich praesentieren sie sich dabei moeglichst vorteilhaft. Manchmal erkennt man hier schon, ob der Jeweilige zu den Guten oder Boesen gehoert.

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Dann gehts in den Ring. Auch hier geht es oft mehr um die Show als um den eigentlichen Kampf. Es geht auch darum, das Publikum miteinzubeziehen. Dazu stehen die Kaempfer auf die Seile und interagieren direkt mit dem Publikum.

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Das bolivianische Wrestling aehnelt sehr stark dem mexikanischen Wrestling, welches "Lucha Libre" genannt wird. Die Luchadores tragen alle Masken. Frueher wurden diese dazu verwendet, um die Wrestler auseinander zu halten. Heute tragen sie oft Ganzkoerperkostueme. Hier in Bolivien sehen diese Kostueme wie auch der Rest des Ringes etwas improvisiert aus. Viel Geld machen sie mit den Shows nicht. Die Kaempfer haben alle zusaetzlich normale Tagesjobs.

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Dann wird gekaempft. Immer einer gegen einer, immer ein Guter gegen einen Boesen. Manchmal finden auch zwei Kaempfe gleichzeitig statt, aber auch dann immer einer gegen einer. Ausser die Schiedsrichter greifen mit ein. Das kommt ziemlich oft vor. Die Boesen greifen auch ab und zu zu unlauteren Mitteln. Sprich Waffen.

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Wer denkt, der ganze Tumult spiele sich nur im Ring ab, der irrt. Die Jungs huepfen des oefteren auch draussen rum, praktisch in Reichweite. Manchmal wird auch rumgespritzt, und dann bekommt das Publikum natuerlich auch seinen Teil ab. Und das Publikum macht freudig mit: Am beliebtesten ist es, Brotstuecke oder Orangenschalenstuecke nach vorne zu werfen. Ein paar Security-Leute passen auf, dass keine Getraenkeflaschen fliegen, denn die sind hier aus Glas...

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Und dann, dann kommen sie. Die Cholitas. Die, wegen denen wir eigentlich hier sind. Die traditionellen Damen, alle indigener Herkunft. Chic aufgebrezelt, mit ihren typischen Roecken mit ganz vielen Unterroecken, dem Schultertuch, den langen Zoepfen, und dem ebenfalls typischen Melonenhut. Stolz stapfen sie ueber die Buehne.

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Im Ring werden dann erst mal die ganzen Accessoires wieder ausgezogen: Schultertuch weg, Bowler-Hut weg, Ohrringe weg. Und dann stehen sich die zwei Cholitas gegenueber.

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Auch die Cholitas sind in "gut" und "boese" unterteilt. Die Guten heissen Técnicas. Sie konzentrieren sich auf gute, saubere Kampftechnik. Die Boesen heissen Rudas. Sie wollen einfach nur gewinnen, auch wenn ihre Methoden oftmals etwas... nun ja, nicht ganz den Regeln entsprechend sind. Hier ist die Dame in Orange die Ruda. Eine Técnica wuerde ihren Triumph nicht mit rausgestreckter Zunge feiern. Ganz schoen ungehobelt!

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Aber es kommt noch wilder. Die Cholitas geben wirklich alles und stehen den Jungs in nichts nach.

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Uebrigens kaempfen nicht nur Frauen gegen Frauen und Maenner gegen Maenner. Hier wird bunt gemischt. Ein beliebter Ablauf ist es, dass man eine Cholita aufhebt und sich dann schnell im Kreis dreht. Dabei ergeben ihre flatternden Roecke einen tollen Effekt.

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Ueberhaupt geht es sehr viel um Effekte hier. Das haben sie clever gemacht. Es sieht schon faszinierend aus, wenn so eine Cholita in voller Montur durch die Gegend fliegt! Und natuerlich schauen sie darauf, dass es auch immer schoen Chloepft und Taetscht. Das Publikum geht auch dementsprechend ab. Sie johlen und feuern ihre Favoriten an. Dazu gibt es Getraenke, Popcorn, Hotdogs, und Zuckerwatte.

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Da wir den Touristenpreis bezahlt haben, kriegen wir ein paar Sachen umsonst: Ein Getraenk, ein kleines Popcorn, und die Moeglichkeit, sich mit den Cholitas ablichten zu lassen. Diese Gelegenheit laesst sich Mathias natuerlich nicht nehmen!

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Danach dachten wir, die Show sei langsam zu Ende. Aber nein, das Beste kommt erst noch. Ja, alles was wir heute gesehen haben ist noch gar nichts im Vergleich zu dem was noch kommt. Und zwar kommen erst mal zwei schwarz gekleidete Gestalten mit Laternen, und das lokale Publikum wird ploetzlich ganz still. Die Gestalten stellen sich neben dem Ring in die Ecke und warten. Dahinter kommen zwei weitere skurrile Gestalten. Spaeter erfahren wir von der netten Dame im Bus, dass der eine Khari Khari war. Auch Kharisiri oder Pishtaku genannt. Er ist eine bekannte Sagengestalt der Anden. Sein Name heisst etwa so viel wie "Schlaechter", und damit ist ja praktisch alles gesagt. Dass der Khari Khari oftmals ein Weisser ist, haben wir den Spaniern zu verdanken. Wer kann es ihnen verdenken... Die Dame, die ihn begleitet, ist die "Crazy Widow", die verrueckte Witwe. Die Gute war nach dem Ableben ihres Mannes ein paar Jaehrchen zu lange alleine und ist seither etwas seltsam im Kopf. Soll ja vorkommen.

Nun, das alleine war schon sehr interessant. Es kommt aber noch besser. Kharisiri hatte naemlich einen Lamakopf im Schlepptau. Ja, einen echten! Einen echten abgetrennten Lamakopf. Oha. Und dazu hatten sie noch ein paar Eingeweide mitgebracht. Boah. Jedenfalls tourten die zwei also Richtung Ring, waehrend das Publikum immer noch im Schockzustand verharrte.

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Selbstverstaendlich gehoeren Khari Khari und die verrueckte Witwe zu den Boesen. Die beiden Guten versuchten nun also, gegen die lebendig gewordenen Sagengestalten anzukaempfen. Dabei wurde des oefteren der Lamakopf eingesetzt und auch die Gedaerme flogen durch die Gegend oder wurden jemandem ins Gesicht gedrueckt. Nachdem so ein Eingeweide-Teil nur ein paar Zentimeter von unserem Rucksack entfernt am Gitter landete, rueckte ich eine Reihe nach hinten... Unterdessen war das Publikum aus seiner Schockstarre aufgewacht und fieberte lauthals mit den Guten mit. Es flogen so viele Brotstuecke und Orangenschalen wie noch nie, und unterdessen flogen auch Popcorn, Flaschen, und alles andere was nicht niet- und nagelfest war. Wow.

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Das war also echt ein Erlebnis. Und die 10 Stutz pro Person allemal wert. Ich war noch nie ein grosser Fan von Wrestling und bin es auch jetzt nicht, das war wahrscheinlich so eine "einmal im Leben"-Aktion. Aber eben gerade weil es nicht ein normales Wrestling ist, sondern sehr viel suedamerikanische Kultur beinhaltet, war es trotzdem sehr spannend und durchaus sehenswert. Ich wuerde es also trotz allem jedem empfehlen, der nach La Paz geht. Einfach schon nur weil es ein ueberaus skurriler Anlass ist.

Langsam spricht sich das Cholitas Wrestling auch ausserhalb von Bolivien rum. Es werden Artikel in Reisemagazinen veroeffentlicht, und ab und zu kommen die Cholitas in Filmen vor. Es gibt auch einen Dokumentarfilm ueber die Damen, er heisst "The Fighting Cholitas". Auf IMDB wird er mit 7.6/10 bewertet. Der Film ist online einsehbar, und zwar hier: https://vimeo.com/100569187. Er ist in Spanisch, hat aber englische Untertitel. Er dauert nur 20 Minuten und ich empfehle ihn allen, die bis hierhin gelesen haben. Im Film sieht man einerseits besser als auf meinen Fotos, wie das Wrestling ablaeuft, und andererseits kriegt man auch einen Einblick in das Leben im Alltag der Cholitas. Wie sie wohnen und so. Toll gemacht.

Am und im Titicacasee

Am naechsten Morgen wurden wir vom Bus abgeholt, der uns nach Copacabana am Titicacasee bringen sollte. Die nette Dame im Reisebuero gestern, mit welcher wir uns mit Haenden und Fuessen verstaendigt hatten, sagte uns, wir werden um 8:15 abgeholt. Ratet mal wer um 7:15 gemuetlich am zmoergelen war, als der Bus vorfuhr? Nun ja, nun wissen wir wenigstens, dass wir in 3 Minuten ein komplettes Hotelzimmer packen koennen. Zum Glueck machte der Bus auf dem Weg einen Pinkelstopp, dafuer hatte die Zeit naemlich nicht gereicht... (Die Zeit 8:15 hatten wir uebrigens schriftlich. Wir haben die Dame nicht einfach falsch verstanden. Tja. Kann passieren.)

Nun sitzen wir also im Bus und fahren gute zwei Stunden durch die Hochebene. Alles ist flach, nur ganz weit hinten sieht man Berge. Das ist schon ein komisches Gefuehl, denn wir sind ja trotzdem noch auf fast 4000 Meter Hoehe!

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Wir fahren an verschiedenen kleinen Doerfern vorbei. Es ist immer spannend, das Dorfleben zu betrachten. Und es ist auch krass anzusehen, wie wenig die Menschen hier haben. Ein Markt auf einem Kiesplatz, bei welchem die wichtigsten Dinge gehandelt werden. Die Frauen bringen Klappstuehle mit oder sitzen am Boden. Den ganzen Tag lang. Oder zumindest bis sie genug verkauft haben.

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Dann kommen wir an den Titicacasee. Damit der Bus nicht so weit fahren muss, nehmen wir als Abkuerzung eine Faehre. So wurde uns das im Reisebuero verkauft. Als wir beim Faehrhafen ankommen, muessen wir aus dem Bus aussteigen. Die Faehre entpuppt sich als kleine Nussschale. Wir bezahlen unsere zwei Bolivianos pro Person und steigen in das Boot. Na, wenigstens ist es nicht weit, das koennten wir problemlos schwimmen...

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Aber natuerlich geht alles problemlos. Ein Boot muss ja nicht super aussehen, um schwimmen zu koennen. Wir sind dann aber doch froh, dass wir aus dem Bus ausgestiegen sind, denn der Bus wird auch rueber transportiert, mit einer etwas groesseren Nussschale.

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Haha, nein, das war noch nicht unser Bus. Das hier ist unser Bus.

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Da haben wir verwoehnten Europaeer ja schon kurz leer geschluckt, vor allem weil sich die einzelnen Latten unabhaengig voneinander bewegen. Da haben wir uns schon gefragt, wie viele Busse wohl bereits im Titicacasee liegen. Aber es geht alles gut, und schon bald koennen wir auf der anderen Seite wieder einsteigen. Und wir fuehlen uns nett empfangen.

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Nach einer weiteren Fahrt im Bus kommen wir in Copacabana an. Copacabana, eigentlich Kotakawana, ist ein kleines Staedtchen am Titicacasee. Es ist der Ausgangspunkt zur Sonneninsel, zu welcher wir morgen fahren werden. Heute begnuegen wir uns damit, einen nahe gelegenen Huegel zu erklimmen, um die Aussicht zu geniessen. Ganz schoen bunt, dieses Copacabana! Ob die hier wohl keine Steuern fuers Hausbemalen bezahlen muessen?

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Der Titicacasee ist riesig. Er bedeckt eine Flaeche von ueber acht Quadratkilometer. Lustig ist, die meisten Leute haben den Namen schon einmal gehoert. Aber wie viele davon wissen, wo der Titicacasee eigentlich ist und was ihn so speziell macht? Also ich wusste es nicht, bis ich hier war. Das Wo laesst sich einfach beantworten: Der Titicacasee liegt in den Anden, etwa zur Haelfte gehoert er zu Peru und der andere, etwas kleinere Teil gehoert zu Bolivien. Was macht ihn nun so speziell? Nun, einerseits seine Groesse - 8 Quadratkilometer ist riesig fuer einen See. Nur ein See in Suedamerika ist groesser, und der ist eigentlich ein Binnenmeer. Dazu kommt, dass der Titicacasee ein Bergsee ist, liegt er doch auf 3812 Meter ueber Meer. Damit ist er das höchstgelegene kommerziell schiffbare Gewässer der Erde. Was immer das heisst. Ob ihn deswegen so viele Leute kennen? Ich glaube, die meisten finden einfach den Namen lustig.

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Am naechsten Morgen besteigen wir ein etwas groesseres Boot. Hier gibt es immerhin mehr als eine Schwimmweste, das stimmt uns schon mal zuversichtlich. Gemuetlich ruckeln wir nun auf die Isla del Sol, die Sonneninsel, zu.

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Das Schiff bringt uns zum noerdlichen Teil der Insel. Wir werden nun ueber die ganze Insel zum suedlichen Teil laufen, wo wir dann hoffentlich wieder aufgeladen werden. Die Insel ist etwa 14 Quadratkilometer gross, aber da sie ziemlich langgezogen ist ist sie trotzdem neun Kilometer lang. Wir werden ein rechtes Stueck laufen muessen.

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Zeit fuer einen Fotostopp nehmen wir uns natuerlich trotzdem.

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Die Isla del Sol ist fuer die Inkas sehr wichtig. Es gibt Ruinen zu besichtigen, alte Tempel, und in Museen werden Ausgrabungen gezeigt. Wir muessen jedoch nach zwei Wochen wandern im Inkagebiet sagen, dass uns die Insel in dieser Hinsicht jetzt nicht gross begeistert hat. Wenn man vorher noch nichts gesehen hat, ist es sicher interessant, aber es hat uns jetzt nicht gross aus den Socken gehauen. Aber dass sie natuerlich ihre Ausgrabungen so gut es geht vermarkten moechten, ist schon verstaendlich. Und die Insel ist schon OK, nur haelt sich halt unsere Begeisterung fuer die paar Ruinen in Grenzen.

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Dafuer gefaellt uns die Wanderung sehr gut. Es geht von Gipfel zu Gipfel zu Gipfel - immer wenn man meint, man hats jetzt geschafft, kommt der naechste Huegel. Unseren Tagesfreund Eddie hat es jedenfalls ziemlich ins Schwitzen gebracht.

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Und noch ein Gipfel!

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Dafuer ist die Aussicht von oben ganz nett.

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Juhuu! Wir haben noch einen Gipfel gemeistert!

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Auf der Isla del Sol gibt es drei Doerfer. Bei jedem Dorf muss man eine "Durchgangsgebuehr" bezahlen, sozusagen eine Kurtaxe. Einige Touris nerven sich darueber, aber ich verstehe die lokalen Leute. Die meisten Touris bleiben naemlich nur fuer einen Tag auf der Insel, das heisst die Inselbewohner kriegen keine Hoteleinnahmen. Die Bootsfahrt wird auch von Unternehmen aus Copacabana organisiert. Das heisst, die Inselleute haben die ganzen Touris, den Laerm, den Muell, und verdienen bis auf die paar Snacks und Getraenke die sie verkaufen koennen nichts an den Touristen. Das ist ja auch nicht wirklich fair. Zudem, die drei Steuern kosten insgesamt 30 Bolivianos pro Person, also weniger als fuenf Stutz. Dafuer darf man einen ganzen Tag lang ueber eine tolle Insel wandern. Ich finde das OK. Zudem sind die Jungs, die die Tickets verkaufen, ganz nett und lassen sich auch fotografieren.

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Interessant an der Insel ist, dass uns praktisch nur alte Leute begegnen. Laut Statistik wohnen auf der ganzen Insel noch etwa 2000 Leute. Wir vermuten, dass viele Junge weggezogen sind. So finden wir auch ein paar verlassene Haeuser. Auf eines davon kann man klettern und hat dann eine Aussicht bis hin auf die Schneeberge! Condor Mathias prueft schon mal die Thermik.

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Wir laufen Richtung Hafen, wo uns unser Boot wieder aufladen sollte. Da entdecken wir im Wasser ein Schilfboot. Der Titicacasee ist bekannt fuer solche Boote. Vor allem die Uru Indianer benutzen solche Boote heute noch. Die Urus wohnen auf schwimmenden Inseln, die sie ebenfalls aus Schilf hergestellt haben. Eine ganz witzige Idee! Sie leben daher auch eher von der Fischerei als von Landwirtschaft. Man koennte so eine schwimmende Insel auch besuchen, das haben wir jedoch nicht gemacht. Wir beschraenken uns damit, das Schilfboot anzuschauen.

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Anschliessend geht es mit dem Schiff wieder zurueck nach Copacabana. Diesmal sitzen wir oben!

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Bye bye Isla del Sol...

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...und hallo Copacabana!

Das Haus links sieht uebrigens wirklich so aus. Das ist keine optische Taeuschung oder perspektivische Verzerrung.

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Zum Znacht gibt es fuer Mathias leckeren Fisch. Ueberhaupt gibt es hier sehr viel Fisch. Der Spruch "Tengo Trucha!" ("Ich habe Forelle!") schallt einem aus jedem Resti und jeder Essensbude entgegen. Mathias scheint es zu schmecken.

Fuer den naechsten Tag haben wir absolut gar nichts geplant, um uns mal von der ganzen Reiserei etwas erholen zu koennen. Damit uns nicht langweilig wird, klettern wir nach dem Fruehstueck erst mal auf den nahegelegenen Huegel. Von dort aus sehen wir den Huegel, den wir am ersten Tag bestiegen hatten.

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Beim Abstieg sind wir mutig. Es gibt so etwas wie einen Weg auf die andere Seite hinunter. Der Weg wird jedoch je laenger je ungemuetlicher, immer ueberwucherter und voller Steine und Dornen und so. Irgendwann sind wir dann wirklich nicht mehr sicher, ob das wirklich ein Weg ist. Wir hoffen, dass wir nicht bei jemandem im Innenhof landen...

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Keine hundert Meter weiter sind wir ploetzlich wieder auf einem stinknormalen Weg. Lustig.

Den Rest des Tages legen wir uns an den Strand und lesen. Das haben wir uns nun wirklich mal verdient: einen ruhigen, gemuetlichen Tag. Natuerlich schaut Mathias, dass das nicht allzu lange so bleibt, und er huepft doch allen Ernstes in die kalte Pfuetze rein. Brrr. Tja, lieber er als ich!

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Am naechsten Morgen fahren wir wieder zurueck nach La Paz. Nach der unschoenen Erfahrung mit dem Touribus nehmen wir diesmal den lokalen Bus. Der kostet nur halb so viel, aber das ist eigentlich Wurscht wenn ein Ticket fuer eine dreistuendige Fahrt keine fuenf Franken kostet. Aber der Touribus war weder schoener noch bequemer noch sonst was, und unterdessen sind wir uns ja lokale Fahrzeuge fast gewohnt, also nehmen wir den Bus mit welchem die Locals fahren. Zwei grosse Unterschiede fallen uns auf: Erstens haelt dieser Bus alle paar Kilometer irgendwo in der Pampa, um noch irgendwelche herannrennende Cholitas einzuladen. Und einmal lud einer ein paar Kisten Fische ein, einfach so, in einer Kiste ohne Deckel, in den Busbauch, ohne selbst einzusteigen. Mathias sorgte sich dann etwas um unseren Rucksack.

Der andere Unterschied ist etwas muehsamer: Der lokale Bus macht keinen Pinkelstopp. Das hat zur Folge, dass Mathias, sobald wir auf die kleinen Faehren wechseln muessen, wegrennt, um ein Klo zu suchen. Dadurch verpassen wir die erste Nussschale. Auf der Hinreise fuhren mehrere solcher Boote gleichzeitig, aber jetzt ist auf unserer Seite ausser uns keiner mehr da, also will der Besitzer des naechsten Bootes noch nicht fahren. Mathias findet kein Klo, wir sitzen in einem Boot das nicht faehrt, und nebenan faehrt unterdessen unser Bus auf seiner Faehre ueber den See. Suuper. Endlich steigen noch zwei weitere Leute zu, und der Bootsfahrer hat Erbarmen und faehrt endlich los. Drueben rennt Mathias wieder weg, um endlich zu pinkeln, und kommt genau zum richtigen Zeitpunkt zurueck, um wieder einzusteigen. Na, geht doch!

La Paz zum Zweiten

Nun sind wir also wieder in La Paz. Da es in der Stadt selber nicht mehr viel zu sehen gibt, wollen wir ins Mondtal, das Valle de la Luna, fahren. Ja, im Spanisch ist die Sonne maennlich und der Mond weiblich. Lustig, nicht? Nach der Sonneninsel jetzt also auf zum Mondtal. Dazu faehrt man etwa eine Stunde. Eigentlich koennten wir uns ein Taxi nehmen, das kostet hier ja nicht viel. Aber wir fuehlen uns sicher genug, dass wir es jetzt mit den lokalen Fortbewegungsmoeglichkeiten aufnehmen wollen. Gluecklicherweise befindet sich unser Hotel nahe des grossen Busbahnhofes, von wo praktisch alle Routen losfahren. Das macht die Sache etwas einfacher.

Bei diesem Hauptplatz befinden sich auch zig Kleinbusse. Das Konzept sieht folgendermassen aus: Der Fahrer faehrt eine bestimmte Route ab. Seine Frau sitzt hinten drin, schreit die naechsten Haltestellen aus dem Fenster, und falls jemand einsteigt, nimmt sie das Fahrgeld entgegen. Toent witzig, ist es auch. Wenn man also dort so steht, wird man aus zig Fenstern angeschrien. Mathias fragt sich erfolgreich zum richtigen Minibus durch, wir druecken der Dame ein paar Bolivianos in die Hand, und quetschen uns zu den Einheimischen ins Auto. Dank GPS und Smartphone wissen wir ungefaehr, wann wir aussteigen muessen. Alles ganz unkompliziert, wenn man das System mal verstanden hat!

Im Reisefuehrer hat es geheissen, das Valle de la Luna sehe aus wie eine Mondlandschaft. Ja, der Name passt wirklich nicht schlecht.

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Der Park ist groesser, als ich mir vorgestellt hatte. Es gibt einen Fussweg hindurch. Bruecken fuehren ueber Schluchten, und man kommt an ganz vielen Huegeln, Felsspalten und anderen krateraehnlichen Formationen vorbei. Lustig, was jahrtausendelange Erosion so anrichten kann.

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Vegetation gibt es hier praktisch keine, bis auf ein paar vereinzelte Kakteen. Auf irgend einem Felsen sitzt ein Indianer und dudelt auf einer Panfloete. Vom Aussichtspunkt aus sieht der Mond bewohnt aus...

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Die Hinfahrt war ja erstaunlich einfach. Die Rueckfahrt sollte lustiger werden. Zuerst suchen wir uns wieder einen Minibus zurueck. Das ist nicht so einfach, weil hier ja nicht andauernd einer vorbei faehrt. Und wenn dann doch mal einer kommt, muss man ihn anhalten, fragen ob er an den richtigen Ort faehrt, den richtigen Tarif bezahlen und sich reinquetschen. Und das alles in moeglichst kurzer Zeit, um die anderen Reisenden nicht aufzuhalten. All das gelingt uns lustigerweise, zumindest bis auf den letzten Punkt. Wir fahren eine Weile, dann steigen wir aus, weil es hier noch einen Geocache gibt.

Nach diesem Erlebnis (fuer den Cache mussten wir klettern und ueber Wege gehen, die teilweise eingebrochen waren, also Loecher im Weg hatten die einige Meter runter gingen...) stellt sich wieder die Frage nach dem Transportmittel. Wir beschliessen, zum naechsten Teleférico zu laufen, der relativ nahe ist. Dann fahren wir mit der gruenen Seilbahn, und weil es so viel Spass macht, fahren wir anschliessend auch noch mit der gelben bis zur Endstation. Die Gruene und die Gelbe sind direkt hintereinander. So langsam haben wir Hunger, aber hier in der Gegend gibt es gerade keine Essensstaende. Also beschliessen wir, mit der gelben Seilbahn wieder runter zu fahren. Nochmal Gondel fahren, juhuu! Das macht wirklich Spass!

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Uebrigens, Mathias gefaellt sein Reisebart nicht. Nach den Ferien kommt der gleich wieder weg!

Nun sind wir wieder im Stadtzentrum. Aber noch auf der falschen Stadtseite. Wir nehmen also einen Linienbus, bis wir in der Naehe des Hotels sind. Heute sind wir mit grossem Bus, Linienbus, Minibus, Schiff, und Drahtseilbahn gefahren. Morgen werden wir mit dem Taxi an den Flughafen fahren und dann fliegen. Ich glaube, ich habe selten innerhalb von zwei Tagen so viele verschiedene Verkehrsmittel durchprobiert! Auch mal interessant!

Am naechsten Tag haben wir noch etwas Zeit. Wir schlendern noch einmal durch das Stadtzentrum von La Paz und durch verschiedene Maerkte. Auf dem Hauptplatz spielt eine ecuadorianische Band, welcher wir eine Weile zuhoeren.

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Das Beste sind ja ihre bunten Gewaender. Vor allem das Hinterteil, welches der Gute durch die Gegend schwingt. Huii!

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Dann machen wir uns wie gesagt auf den Weg zum Flughafen. Dabei muss es zu einem Missverstaendnis gekommen sein: Der Taxifahrer scheint zu glauben, dass wir unglaublich knapp dran sind, und rast mit ungeheurer Geschwindigkeit den Berg hoch. Und das in einem Auto, welches weder Gurten noch Nackenstuetzen hat, und bei welchem eine Tuere nicht richtig zu geht. Oha. Aber gluecklicherweise gelingen alle seine Ueberholmanoever auf dem nur halb vorhandenen Pannenstreifen, und wenigstens ist unsere Leidenszeit schnell vorbei, denn so wie der rast dauert die Fahrt nicht allzu lange.

Dann wechseln wir auf den Flieger. Wir fliegen nach Santiago de Chile, aber mit einem Zwischenhalt irgendwo in Chile. Zwar geht es nachher im gleichen Flieger weiter, aber wir muessen trotzdem aussteigen und durch die Immigration durch gehen. Es ist spaet, wir sind muede, wir muessen in der Schlange stehen, und als wir endlich an der Reihe sind, rennt der nette Zollbeamte mit Mathias' Pass weg. Hach ja. Genau was man in so einem Moment braucht. Nach einer gefuehlten Ewigkeit hat der nette Herr dann aber herausgefunden, dass Mathias' Pass wirklich echt ist und er kein Visum braucht, und so koennen wir als letzte wieder in die Schlange fuer den Flieger.

Irgendwo noch waehrend des ersten FLuges schaue ich mal aus dem Fenster, und bin echt nicht sicher, ob das nun Wolken sind oder ob wir uns in die Arktis verflogen haben!

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Irgendwann kommen wir dann ziemlich KO in unserem Hotel an. Als wir die Ferien gebucht hatten, war ich nicht sicher, ob ich nach zweieinhalb Wochen in den Anden wirklich noch nach Chile runter will. Mathias wollte aber gerne, also haben wir uns auf den Kompromiss geeinigt, dass wir dafuer ein anstaendiges Hotel buchen und die letzten Tage etwas relaxt angehen. Das Hotel ist wirklich nett, es ist eine komplett moeblierte Zweizimmerwohnung mit Kueche, Geschirr, allem. In einem normalen Haus. Aber ein paar der Wohnungen sind Hotelzimmer. Und eine Wohnung ist Buero und Reception. Witzig!

Nach der anstrengenden Zeit in den Anden machen wir nun noch ein paar Tage gemuetlichen Staedteurlaub. Da trifft es sich recht gut, dass Santiago nur 500 Meter ueber dem Meeresspiegel liegt. So sind wir voll in Schuss! Und wir holen noch ein paar Geocaches, denn bisher waren diese wirklich kaerglich gesaet, und hier in Santiago gibt es wenigstens wieder mal ein paar. Wir verbringen die Tage also hauptsaechlich durch die Stadt schlendernd. Daher gibt es nicht mehr so viele Fotos. Hier ist eins von einer schoenen Skulptur von Icarus und Daedalus. Auf dem Sockel steht tiefgruendig "United in Glory and Death".

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Wir machen auch eine Stadtfuehrung mit, dabei kommen wir unter anderem beim Museo de Bellas Artes vorbei. In Santiago gibt es recht viele solche aufwaendig gebauten Haeuser, ich nehme mal an dass das auch ein Erbe der Spanier ist. Santiago wurde naemlich im Gegensatz zu vielen anderen Staedten von den Spaniern neu aufgebaut, anstatt einfach ueber eine bestehende Siedlung zu bauen. Unterdessen ist die Stadt mit fuenf Millionen Einwohnern die groesste Stadt in Chile. Santiago ist eine normale Grossstadt, viel mehr entwickelt als alle Staedte und Doerfer die wir bisher gesehen hatten.

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Hier gleich nochmal ein fancy Gebaeude: Das ist die Neptun Terrasse. Fragt mich nicht, warum die Spanier so eine unchristliche roemische Goetterstatue zugelassen haben.

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Die Staedtetour endet in einer bekannten Bar. Der beliebteste Drink dort ist Terremoto, das heisst so viel wie Erdbeben. Und der heisst natuerlich so, weil sich wenn man ihn trinkt die Erde bewegt. Ein Terremoto ist ein Literbecher voller Ananas-Glace. Dieser wird aufgefuellt mit fermentiertem Weisswein. Das ist es eigentlich schon. Je nach Geschmack kann man dann noch Sirup, Zucker, Sahne, Schnaps, oder was auch immer darueber kippen. Der Halbliter-Kuebel nennt sich Replica - Nachbeben. So einen teilen sich Mathias und ich, und das reicht auch zur Genuege.

Einmal besuchen wir noch einen Park in der Naehe. Es gibt viele Wanderwege, die alle auf den selben Huegel fuehren. Oben gibt es ein paar Essensstaende. Natuerlich muessen wir das lokale Erfrischungsgetraenk probieren: Mote con huesillo. Huesillo ist Pfirsich. Mote sind geschaelte Weizenkoerner. Man kocht also aus getrockneten Pfirsichen eine Art Nektar und gibt geschaelte Weizenkoerner bei. Das klingt komisch, und schmeckt auch so. Das heisst, der Nektar ist eigentlich ganz lecker, und die Weizenkoerner sind etwas gewoehnungsbeduerftig aber ganz OK. Aber als ich ploetzlich ein Gehirn in meinem Drink finde bin ich dann doch nicht mehr so gluecklich. Ist natuerlich nur ein getrockneter Pfirsich. Phew. Nee nee, es ist leckerer als das Gesicht was ich hier reisse den Eindruck macht. Ach und entschuldigt meine Frisur. Ich musste auf dem Weg nach oben natuerlich ein paar Caches aus dem Gebuesch holen.

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Von hier oben gibt es eine tolle Aussicht auf die Stadt. Dummerweise sitzt Chile in einem Talkessel inmitten vieler Berge, so dass die Stadt oft etwas im Smog ertrinkt. Ungeschickt. Und wahrscheinlich mit ein Grund warum sich so viele Menschen mit uns hier auf diesem Huegel tummeln. Der Park nennt sich naemlich "gruene Lunge".

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So, nach ganz vielen Erlebnissen, Erfahrungen, Abenteuern, Entdeckungen und Lernmomenten sind unsere drei Wochen Suedamerika leider schon wieder um. Es hat uns sehr gut gefallen, wir haben sehr viel Schoenes und Spannendes erlebt, und wir wuerden jederzeit wieder gehen und koennen es auch jedem empfehlen. Man sollte sich nicht zu viel Komfort erhoffen, sondern sich so gut es geht auf das Land und die Leute einlassen und so viel wie nur moeglich aufnehmen. Etwas Spanisch zu koennen ist dabei von grossem Vorteil (oder Portugiesisch fuer Brasilien). Suedamerika ist toll, und wir waren sicher nicht zum letzten Mal hier!

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