İstanbul, Türkiye

Man koennte denken, dass wir nach diesen drei Wochen in Suedamerika fuer eine Weile genug vom Reisen haetten. Selbstverstaendlich ist dem aber nicht so, und so sind wir nach nur fuenf Tagen zuhause bereits wieder unterwegs.

Wir fliegen nach Zuerich und werden dort von meiner Schwiegermutter abgeholt und ins Liechtenstein gebracht. Natuerlich nicht ohne diverse Geocache-Zwischenstopps. Viel Zeit, unseren Jetlag zu verarbeiten, haben wir aber nicht, denn bereits am naechsten Morgen frueh fahren wir mit den Schwiegereltern und meiner Schwaegerin wieder zurueck nach Zuerich, um weiter in die Tuerkei zu fliegen.

Moscheen, Museen, Bootstour

Nach einem kurzen Flug landen wir in Istanbul. Anschliessend versuchen wir, das OeV-System zu verstehen. Das geht ziemlich gut, und der OeV hier ist prima ausgebaut. Man kann mit dem gleichen Ticket Bus, Tram, S-Bahn und Polybaehnli fahren. Praktisch!

Nachdem wir im Hotel eingecheckt haben, machen wir zu Fuss einen ersten Erkundungsgang. Da das Hotel sehr zentral liegt, sind wir schnell beim Goldenen Horn (Haliç), der groessten Bucht am Bosporus. Auf der anderen Seite der Bucht sehen wir die Yeni Cami, die Neue Moschee.

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Der Bau der Moschee begann 1597. Irgendwann wurde er aber gestoppt, weil der bauende Sultan starb und der neue kein Interesse daran hatte. Die halbfertige Moschee zerfiel langsam, und verbrannte schliesslich in einem grossen Stadtbrand. Kurz darauf wurde das Projekt dann doch wieder aufgenommen, und die Neue Moschee wurde 1663 fertig gestellt. "Neu" ist eben relativ.

Am naechsten Tag wollen wir uns auch ein paar Moscheen von innen anschauen. Daher ziehen wir trotz warmen 26 Grad lange Hosen an, und wir Maedels wickeln uns etwas unbeholfen Tuecher um den Kopf. Dann werden wir in die Sultan-Ahmed-Moschee, besser bekannt als Blaue Moschee, tuerkisch Sultan Ahmet Camii, rein gelassen. Diese Moschee wurde 1616 erbaut und ist heute Istanbuls Hauptmoschee. Und wenn man so drin steht, ist es wirklich ein gewaltiges Gebaeude. Die Moschee hat eine Kapazitaet von 10'000! Wow.

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Oben in der Kuppel sieht man die vielen blauen Fliesen, die der Moschee ihren Uebernamen gegeben haben.

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Draussen gibt es einen umzaeunten Hof. Die Moschee hat ganze sechs Minarette, das ist relativ viel - nur zwei Moscheen weltweit haben mehr!

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Nicht weit von der Blauen Moschee entfernt befindet sich die Hagia Sophia (Ayasofya). Das ist ein Gebaeude, welches relativ viel mitgemacht hat: Gebaut wurde es als byzantinische Kirche. Dann wurde es in eine Moschee umgewandelt, und dann in ein Museum. Das macht das Gebaeude extrem spannend. Von draussen sieht es etwas seltsam aus, wenn man von der falschen Seite her kommt...

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Aber von innen ist es ein ganz gewaltiger Bau. Und ungemein interessant. Zum Beispiel faellt der Blick als erstes auf das riesige Jesusbild, umrahmt von den arabischen Schriftzuegen fuer Mohammed und Allah. Wo sieht man denn sowas!

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Und ja, das Gebaeude ist wirklich riesig. Hier noch die etwas groessere Ansicht.

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Fruehere Kirchen wurden an dieser Stelle in Byzanz gebaut. Diese gingen jedoch alle irgendwann kaputt. Dann wurde Byzanz zu Konstantinopel, und sie beschlossen, die Kirche nochmal aufzubauen, aber richtig gross! Sie wurde 537 fertig gestellt und war dann auch lange Zeit die groesstliche christliche Kirche ueberhaupt. Sie wurde sowohl von orthodoxen Christen wie auch von Katholiken verwendet. Doch dann kamen die muslimischen Eroberer.

1453 wurde Konstantinopel von den Osmanen eingenommen. Diese fanden es jedoch besser, das riesige Gebaeude zu uebernehmen, statt es zu zerstoeren! So entfernten sie einfach alles Christliche - Altar, Glocken, Ikonen - und machten aus der Kirche pragmatisch eine Moschee, indem sie Kreuze durch Halbmonde ersetzten.

Gluecklicherweise hatten die Osmanen damals viele Wandmalereien und Mosaike einfach uebermalt oder mit Pflaster ueberdeckt. Das hat zur Folge, dass viele davon heute noch erhalten sind! 1934 wurde die Moschee schliesslich in ein Museum umgewandelt, welches die Geschichte dieser wichtigen Stadt auf geniale Weise verdeutlicht. Ein absolutes Muss, wenn man in Istanbul ist!

Rund um die Hagia Sophia und die Blaue Moschee befinden sich noch diverse andere kleinere Bauten. Zum Beispiel sogenannte Tuerben, muslimische Grabstaetten. Ganze Sultanfamilien befinden sich darin.

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So, genug Kultur fuer heute. Oder soll ich sagen, Kültür? Die tuerkische Sprache ist naemlich suess: Sie wimmelt nur so von Umlauten! Und viele Worte toenen, als ob jemand ein franzoesisches Wort so geschrieben haette, wie man es sagt. Eben zum Beispiel Kültür. Oder Müze fuer Museum. Oder Restoran und Otel. Tuvalet fuer Toilette. Manchmal toent es auch wie falsch geschriebenes Englisch: Tramvay, Otobüs und Tren sind so Kandidaten. Kahve heisst Kaffee. Bira heisst Bier. Und hier noch Mathias' Favorit:

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Das sind so die wichtigsten Worte. Allgemein kommt man aber mit Englisch sehr gut durch, und auch Deutsch wird sehr haeufig gesprochen. Die Sprache ist also kein Problem.

Wir haben also wie gesagt genug Kultur fuer heute und schlendern durch den Park zurueck zum Goldenen Horn. Im Park findet Mathias noch einen neuen Freund...

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Wieder beim Goldenen Horn angekommen ist der Tag noch jung. Als uns ein Strassenhaendler eine Bootstour verkaufen will, nehmen wir daher gerne an. Dass wir daraufhin eine Stunde in einem Boot im Hafen sitzen muessen, bis alle anderen Touris da sind, hat uns natuerlich wieder keiner gesagt... Doch dann geht es endlich los, und die Tour ist schoen lang und die Aussicht prima! Einmal den Bosporus hoch und zurueck!

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Wir brausen unter anderem am Stadtviertel Galata vorbei, in welchem unser Hotel ist. Und ein Turm - den besuchen wir spaeter noch.

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Nach diesem anstrengenden Tag haben wir uns doch wahrlich ein Dessert verdient! In Istanbul wimmelt es nur so von Suesswarenlaeden. Sie sind ja nicht umsonst beruehmt fuer ihr Suessgebaeck wie Baklava, oder anderen Suessigkeiten wie Lokum. Mutig probieren wir uns durch das halbe Sortiment. Mjamm!! Sehr suess, aber sehr lecker!

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Huppsla, sorry fuer das schlechte Bild - das liegt daran dass wir draussen im Dunkeln sassen und ich Blitz verwendet habe, daher die ueberraschten Gesichter. Ueberhaupt habe ich in dieser Woche nicht allzu viele Fotos geschossen, wahrscheinlich war ich noch etwas uebersaettigt von Suedamerika... Jedenfalls sind die Fotos in diesem Blog eine Zusammenstellung von Fotos von mir, Mathias, Ursula und Josef. Vielen Dank fuer eure Beitraege!

Asien, Palast, Basar

Am naechsten Tag wollen sich meine Schwiegereltern die asiatische Seite von Istanbul anschauen. Und natuerlich auch ein paar Caches einsammeln! Wir vermuten ja, dass sie nur darum Istanbul als Reiseziel gewaehlt hatten. Wuerden sie aber natuerlich nie zugeben.

Jedenfalls fahren wir also mit Bus und Bahn nach Asien. Ueber eine Bruecke. Echt witzig! Wir haben mit dem Bus die Grenze zwischen zwei Kontinenten ueberquert. Ich glaube nicht, dass ich das schon mal gemacht habe - soweit ich mich erinnere habe ich Kontinente bisher nur fliegend gewechselt!

Das andere Ufer ist jedoch wenig spektakulaer. Es ist immer noch tuerkisch, die Leute sehen gleich aus, reden gleich, und das Essen ist auch gleich - meinen Mitreisenden scheint es langsam etwas zu viel Lamm zu geben! Aber wenigstens gibt es genug Caches, so dass wir uns eine gute Weile beschaeftigen koennen.

Zurueck nach Europa fahren wir dann uebrigens mit der Faehre. Nun habe ich also auch noch mit dem Schiff den Kontinent gewechselt. Auch das habe ich glaub noch nie gemacht, wobei es hier noch darauf an kommt, ob Nord- und Suedamerika verschiedene Kontinente sind, und falls ja, wo die Grenze ist.

So sieht die asiatische Uferseite des Bosprus aus:

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Nicht wirklich anders, oder?

Der Bosporus ist uebrigens an seiner engsten Stelle 700 Meter breit. An der weitesten Stelle sind es ueber zwei Kilometer!

Nachdem wir die Geduld meiner Schwaegerin mit unserer Cacherei ziemlich strapaziert hatten, ist nun ein Besuch beim Büyük Çarşı, dem Grossen Basar, angesagt. Irgendwo muessen die TLs ja verprasst werden! TL steht natuerlich fuer türkische Lira. Wir nennen die Waehrung aber liebevoll Teeloeffel.

Der Markt ist grossartig. Am besten gefaellt mir die Gewuerzabteilung.

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Und nach links geht es auch noch weiter. Riiiiesig!

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Und so schoen bunt! Fantastisch!

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Auch Fruechte gibt es, und Doerrobst, und Nuesse, und Suessigkeiten en masse. Alles was man essen kann und sich verkauft. Aber natuerlich gibt es auch eine Kleiderabteilung, eine Metallwarenabteilung, eine Lederabteilung... Der ganze Markt ist immerhin ueber 30'000m^2 gross und hat ueber 4000 Geschaefte! Und hier wird nun auch Mathias' Schwester gluecklich, indem sie sich einen Rucksack kauft. Dann war ja schlussendlich doch fuer alle etwas dabei heute! Und nach so einem anstrengenden Tag setzen wir uns einfach eine Weile hin und beobachten die Leute, das ist naemlich auch witzig.

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Am naechsten Tag schlendern wir einmal mehr durch das interessante Stadtviertel Fatih. Hier gibt es extrem viele schoene alte Bauten. Unter anderem sehen wir noch einmal die Blaue Moschee, inklusive schoenem Brunnen.

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Und dann gleich nochmal, inklusive schoenem Blumenpark.

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Natuerlich sammeln wir beim Umherschlendern auch den einen oder anderen Geocache ein. Einer davon bringt uns in eine interessante Gegend, und da es bereits Mittag ist, beschliessen wir, auf einer Dachterrasse zu essen. Da meinen Mitreisenden das viele Lamm langsam zu den Ohren heraus haengt, haben sie in letzter Zeit vermehrt zu Fisch gewechselt - davon gibt es hier natuerlich sehr viel und sehr guten! Aber auch als Vegi gibt es genuegend Auswahl. Gemuesekebaps zum Beispiel. Und sowieso schmeckt alles viel besser mit schoener Aussicht!

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Am Nachmittag steht noch ein Besuch im Topkapı Palast (Topkapı Sarayı) an. Dieser ist auch sehr sehenswert. Frueher haben hier die Sultane gewohnt, heute ist es ein riesiges Museum. Man kann altes Geschirr anschauen, die Schatztruhe, die Waffenkammer... Faszinierend!

Besonders eindruecklich finde ich die Bilder von frueher. Ich dachte ja immer, dass das frueher viel mehr "wir gegen die" war. Aber offenbar gab es damals normalen diplomatischen Austausch, viele europaeische Staatsoberhaeupter waren hier zu Besuch, man hat Geschenke und Rezepte ausgetauscht... Es war also gar nicht gross anders als es heute ist. Ich finde das echt spannend.

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Toll ist auch die Aussicht vom Palast auf den Bosporus. Der Sultan, der den Palast im 15. Jahrhundert bauen liess, hat sich den Platz sehr gut ausgesucht. Lustigerweise hat er offenbar zuerst an einem anderen Ort zu bauen begonnen, sich dann aber umentschieden... Gute Wahl!

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Auf dem Bosporus herrscht reges Treiben. 50'000 Schiffe fahren hier pro Jahr durch! Wir schauen den riesigen Kontainerschiffen eine Weile lang zu und machen ein paar Fotospielereien mit der Palastmauer.

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Abends essen wir wieder in einem anderen Fischrestaurant. Am besten schmecken mir jeweils die Vorspeisen: Es gibt Mezze, also verschiedene Tellerchen mit kleinen Haeppchen oder Pampe, welche man mit Fladenbrot isst. Zum Beispiel Hummus (Kichererbsenpueree), Baba Ghanoush (Auberginenpueree), Joghurt (gewuerzt und mit Kraeutern versehen), und manchmal Falafel. Mmmh. Danach brauche ich eigentlich keine Hauptspeise mehr! Die anderen lassen sich aber natuerlich den Fisch nicht entgehen.

Uebrigens, es ist ja gerade Ramadan. Ist euch noch nicht aufgefallen, was? Man merkt davon tagsueber auch nicht wirklich viel. Istanbul ist ja nicht wirklich streng in religioeser Hinsicht. Viele Menschen kleiden sich relativ westlich, nicht alle Frauen tragen Kopftuch, und wenn, dann wirklich nur Hijab, also ein Kopftuch welches Haare, Hals und Ausschnitt verdeckt, aber nicht das Gesicht. Man sieht in der Stadt zwar auch Frauen in Niquabs, aber das sind dann meistens saudische Touristinnen. Davon gibt es hier naemlich viele. Meistens ist alles zweisprachig angeschrieben, in tuerkisch und arabisch. Aber ich drifte ab.

Also, Ramadan. Wie gesagt merkt man tagsueber nicht viel davon. Zwar denke ich schon, dass relativ viele Tuerken Ramadan begehen, aber sie sind nicht missionarisch darin - sprich, es ist kein Problem, wenn man es eben nicht tut. Man bekommt problemlos Fruehstueck und Mittagessen. Lustig wird es dann aber abends. Dann geht hier naemlich die Post ab!

Nahrungsaufname ist eine soziale Angelegenheit. Waehrend dem Ramadan ganz besonders. Sobald die Sonne weg ist, beginnt also die Party. Muslime treffen sich in Restaurants, Parks, und auf Plaetzen, um zu essen und feiern. Und manchmal auch, um eine Parade zu machen. Das Foto ist leider schlecht weil der Handyblitz nicht gut ist, aber ich glaube man erkennt, dass die Jungs angezogen sind wie aus einem Aladdin Film. Koestlich!

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Fuer den letzten Morgen hat sich Mathias gewuenscht, den Galataturm (Galata Kulesi) anzuschauen. Zum Glueck gibt es auf dem Weg dort hin viele Laeden und Geocaches, so dass wieder einmal fuer alle etwas dabei ist. Der Turm selber kostet dann aber ziemlich viel Eintritt und es hat eine lange Schlange davor, so dass wir uns damit begnuegen, den Turm von aussen anzuschauen. Ist ja auch eindruecklich.

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Nach fuenf Tagen Istanbul gehts jetzt also zurueck nach Zuerich. Spannend wars!

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